Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

oerttel.net

Deutschtümelei ist keine Sprachpflege

Veröffentlicht am 10.08.2014

in seltsames Phänomen der Sprachpflege sind immer wiederkehrende Aktivitäten gegen eine vermeintliche »Überfremdung« der deutschen Sprache. Gemeint sind hauptsächlich Anglizismen, die zuerst von Fachsprachen übernommen und dann Allgemeingut werden. Dem können mehrere Argumente entgegen gehalten werden:

Es ist noch keine Sprache ausgestorben, weil sie zu viele Lehnwörter enthielt. Allein die Tatsache, dass es das Wort »Lehnwort« im deutschen Sprachgebrauch schon sehr lange gibt, spricht dafür, dass eine Adaption von fremdsprachlichen Begriffen nicht verkehrt sein kann. Und das »Ausleihen« von Wörtern ist kein einseitiger Vorgang. Andere Sprachen beziehen auch Wörter aus dem Deutschen und integrieren sie.
Die Übernahme von Fremdwörtern für neue oder unbekannte Begriffe ist in jeder Kultur normal. Viele Wörter werden gar nicht mehr als fremd erachtet.
Viele Waren, Pflanzen und Tiere gelangten seit der Antike aus fernen Ländern nach Europa, für die es hier keine Namen gab. Es wäre mühsam gewesen, für jedes Teil einen Namen zu erfinden. (Denken wir doch nur an die kryptischen Bezeichnungen der Botaniker und Zoologen.) Deshalb übernahmen die europäischen Sprachen die heimischen Bezeichnungen der Neuheiten, verballhornten sie häufig, aber die vormaligen Fremdwörter gingen in den eigenen Sprachschatz über.
Wenn man die deutsche Sprache genauer betrachtet, wird man auf eine Vielzahl von ehemaligen Lehnwörtern stoßen, die heute gar nicht mehr als solche erkannt werden. Selbst das deutscheste aller Gemüse hat keinen deutschen Namen, denn Kartoffel leitet sich vom italienischen tartufola ab; der Austriazismus Erdapfel wäre im Duktus der Deutschtümler konsequent.

Cookie-Regelung

Diese Website verwendet Cookies, zum Speichern von Informationen auf Ihrem Computer.

Stimmen Sie dem zu?