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Kommunikation

Veröffentlicht am 10.01.2015

Kommunikation ist das Austauschen von Informationen. Um zu kommunizieren, müs­sen die Kommunikationskanäle »stehen«, das heißt zwischen den Kommunizierenden müssen Kontakte mög­lich sein. Ein Blinder und ein Taubstummer können nicht auf den primären Kommunikationskanälen des Sehens und Hörens miteinander kommunizieren, weil beiden der primäre Kommunikationskanal des jeweils anderen versperrt ist.

Auch wenn beide Kommunikationspartner im Vollbesitz ihrer Sinne sind, kann die Kommunikation auf vielfältige Weise gestört sein. Die »üblichen« Kommunikationswege bedürfen eines Mediums, das die Kommunikation ermöglicht: Licht zum Sehen bzw. ein schallleitendes Medium zum Hören. Ist das Medium unterbrochen, kommt keine Kommunikation zu Stande.

Direkte Kommunikation

 

Indirekte Kommunikation

Kommunikation von Person zu Person mit den 5 Sinnen (Sehen, Hören, Sprechen, Füh­len, Riechen)

 

Kommunikation per Hilfsmittel (Brief, Telefon, Schriftstücke, Mail, Buch, Internet, Fernsehen, Radio, etc., aber auch durch Vermittler)

Man kann die Situation unmittelbar mit dem kabelgebundenen Telefonieren vergleichen: Ist die Leitung unterbrochen, kann keine Kommunikation zustande kommen.

Ein weiteres »mediales« Problem tritt auf, wenn die Kommunikation über mehrere Stufen stattfindet. Dabei kann es zu Verfälschungen der Information kommen, wenn jedes »Relais« die Information neu formuliert, statt sie im Original weiterzugeben. Das bekannte Kinderspiel »Stille Post« beruht darauf, und der Kabarettist Wolfgang Neuss hat dazu ein geradezu klassisches Beispiel mit seinem Sketch »Sonnenfinsternis« geschaffen:

Der Oberst sagt zum Adjutanten:

»Morgen früh ist eine Sonnenfinsternis, etwas, was nicht alle Tage passiert. Die Männer sollen im Drillich auf dem Kasernenhof stehen und sich das seltene Schauspiel ansehen. Ich werde es ihnen erklären. Falls es regnet, werden wir nichts sehen, dann sollen sie in die Sporthalle gehen.«

Diese einstufige Übermittlung ist noch problemlos, aber was passiert bei den weiteren Übermittlungsschritten?


Adjutant zum Hauptmann:

»Befehl vom Oberst. Morgen früh um neun ist eine Sonnenfinsternis. Wenn es regnet, kann man sie vom Kasernenhof aus nicht sehen, dann findet sie im Drillich in der Sporthalle statt. Etwas, was nicht alle Tage passiert. Der Oberst wird's erklären, weil das Schauspiel selten ist.«

Hauptmann zum Leutnant:

»Schauspiel vom Oberst morgen früh neun Uhr im Drillich. Einweihung der Sonnenfinsternis in der Sporthalle. Der Oberst wird erklären, warum es regnet. Sehr selten sowas!«

Leutnant zum Feldwebel:

»Seltener Schauspiel-Befehl: Morgen um neun wird der Oberst im Drillich die Sonne verfinstern, wie es alle Tage passiert in der Sporthalle, wenn ein schöner Tag ist. Wenn's regnet, Kasernenhof!«

Feldwebel zum Unteroffizier:

»Morgen um neun Verfinsterung des Oberst im Drillich wegen der Sonne. Wenn es in der Sporthalle regnet, was nicht alle Tage passiert, antreten auf'm Kasernenhof! Sollten Schauspieler dabei sein, sollen sie sich selten machen.«

Gespräch unter den Soldaten:

"Haste schon gehört, wenn's morgen regnet..."

"Ja, ick weeß, der Oberst will unser Drillich verfinstern. Det dollste Ding: Wenn die Sonne keinen Hof hat, will er ihr einen machen. Schauspieler sollen Selter bekommen, typisch! Dann will er erklären, warum er aus rein sportlichen Gründen die Kaserne nicht mehr sehen kann. Schade, dass das nicht alle Tage passiert."

Auf jeder Stufe der Übermittlung wurde die Eingangsinformation durch Verständnis- und Neuformulierungsmängel verändert. Die Ursachen können physisch (akustisch nicht richtig verstanden), aber auch durch falsche Interpretation der aufgenommenen Wörter entstanden sein.

Das Medium und die Relais allein machen Kommunikation nicht aus; zwischen den Kommunizierenden muss auch Einvernehmen über die verwendeten »Zeichen« herrschen.

Eine Idee wird beim Sender mit Hilfe eines bestimmten Zeichenvorrates in Information umgesetzt und gelabt über einen Informationsträger zum Empfänger. Dieser setzt die empfangenen Informationen mit Hilfe seines Zeichenvorrates in die ursprüngliche Idee um.

Als Zeichenvorrat (bei verbaler Kommunikation identisch mit dem Wortschatz) bezeichnet man die Sprache, Frequenz, Schriftzeichen usw., die Sender und Empfänger verwenden. Zur reibungslosen Kommunikation ist es erforderlich, dass der Empfänger die Zeichen des Senders versteht, also zumindest die verwendeten Zeichen in beider Zeichenvorrat vorkommen.

Die Kommunikation funktioniert nicht, wenn die beiden Zeichenvorräte überhaupt keine Übereinstimmungen aufweisen. Je größer die Schnittmenge der Zeichenvorräte bei den Kommunikationspartnern ist, desto reibungsloser ist die Kommunikation.

Wenn zwei Menschen mit total unterschiedlichen Sprachkenntnissen aufeinander treffen, versteht einer den anderen mit dem Hilfsmittel Sprache nicht. Diese totale Unterschiedlichkeit der Zeichenvorräte ist jedoch das geringere Übel in einem Kommunikationskonflikt, denn beide Teilnehmer erkennen, dass sie nicht auf diese Weise miteinander kommunizieren können. Mit Hilfe anderer Kommunikationsformen wie z.B. Mimik und Gestik kann dennoch eine schmale Kommunikation zustande kommen. Doch auch diese nonverbale Kommunikation kann zu Irritationen führen, wenn gleiche Gesten unterschiedliche Bedeutung in verschiedenen Kulturkreisen haben. Auch Mimik und Gestik unterliegen den Konventionen der Zeichenvorräte.

Bei teilweise identischen Zeichenvorräten besteht die Möglichkeit, die unverstandenen Zeichen zu hinterfragen – auch hier kommt es nicht zu gravierenden Schwierigkeiten.

Echte Probleme treten auf, wenn die Zeichenvorräte weitestgehend gleichen, einige gleiche Zeichen aber unterschiedlich belegt sind. Dann interpretiert der Empfänger die erhaltene Information mit seiner (unzutreffenden) Deutung; Missverständnisse sind dann unausweichlich.

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