Eigentlich sind wir Modellbahner recht ordentliche Menschen. Auf der Anlage ist meist eine Idylle aufgebaut, das Rollmaterial steht aufgeräumt auf seinen Abstellgleisen und manche fahren sogar streng nach Fahrplan (und sind dabei auch noch besser als das Vorbild). Doch wirft man einen Blick unter so manche Anlage und sieht die so genannte Verkabelung …
Bild Kabelsalat
Abschreckendes Beispiel, wie man tunlichst nicht verdrahten sollte.
Zugegeben, ein bisschen Selbstdisziplin gehört dazu, nicht einfach für ein neues elektrisches Bauteil das nächstbeste Kabel auf dem kürzest möglichen Weg zu verspannen. Aber sobald der erste Fehler in der Elektrik auftritt, ist man mit Ordnungsliebe beim Verkabeln im Vorteil. Deshalb sollten Sie es sich so früh wie möglich angewöhnen, Ihre Kabel auf festgelegten Pfaden zu Kabelbäumen gebunden rechtwinklig zu verlegen.
Abzuraten ist von der häufig zu beobachtenden Technik, Kabel direkt mit dem Tacker an die Leisten des Unterbaus zu heften. Das kann leicht zu Beschädigungen des Kabels und in Folge zu Fehlfunktionen führen.
Bei der Kabelverlegung helfen uns allerlei nützliche Einrichtungen, die Sie bei jedem Elektronikversender und auch bei Modellbahn-Zubehörlieferanten im Katalog finden. Am einfachsten laufen die Kabel im Bündel durch Schellen oder Kabelbinder, die am Anlagenrahmen festgetackert sind. Bei zusätzlich benötigten Kabeln müssen die Binder allerdings erneuert werden, das kann bei kreativen Bastlern schnell ins Geld gehen. Flexibler sind da Klettbänder, die nicht jedes Mal aufgeschnitten werden müssen.
Fotos Kabelhalter
Verschiedene Verlegetechniken
Bei den genannten Methoden hängen die Kabel leider unschön durch. Im Fachhandel gibt es Klemmleisten, die mehrere straff gespannte Einzelkabel aufnehmen, aber deren Fassungsvermögen ist begrenzt. Spiral- und andere Schläuche sind ebenfalls ein gutes Ordnungsmittel, aber teurer und nicht so leicht handhabbar wie Klettbänder; es gibt auch spezielle Schläuche mit Einfüllhilfen.
Im Bürobedarfs-Fachhandel finden Sie ein Hilfsmittel, das dem Spiralschlauch ähnlich sieht: den Ringbinder. Eigentlich ist es seine Aufgabe, Broschüren zusammenzuhalten, doch auch unter der Modellbahnanlage macht er sich gut. Kabel lassen sich leicht herausziehen oder neu einfügen und an jeder beliebigen Stelle sind Abzweigungen aus dem Kabelbaum möglich.
Bild Kabelkanäle
Professioneller Spiralkanal mit Einfüllhilfe (links) und Substitut aus dem Bürobereich (rechts)
Der von Elektronikern viel gelobte Schrumpfschlauch ist hier völlig unbrauchbar, wenn es um das Nachrüsten geht. Sein Einsatzgebiet sind zusammengefasste Kabel innerhalb einer Schaltung.
Wichtig: Buchführung
Ein wichtiges Ordnungskriterium sind die Farben der Kabel. Die Plastikisolierungen gibt es in diversen Farben – auch mehrfarbig geringelt – und als aktiver Modellbahner kann man eigentlich gar nicht genug verschiedenfarbige Kabel in der Bastelkiste haben. Bewährt haben sich auch Flachbandkabel, in denen mehrere Kabel unterschiedlicher Farbe zusammengefasst sind, um mehrere unterschiedliche Verbraucher an einem gemeinsamen Ort anzusteuern.
Sie sollten sich ein Farbschema zulegen, anhand dessen Sie immer deutlich erkennen können, welches Potential welche Leitung führt. In der Elektronik werden übrigens schwarz und braun regelmäßig für Nullpotential verwendet und rot für Plus.
Vorsicht: Beim Starkstrom ist schwarz Phase, also das gefährliche Ende!
Egal für welches Material und welches Verlegesystem Sie sich entscheiden, sollten Sie doch Buch führen über Ihre Verdrahtung. Nichts ist frustrierender, als wenn man bei der Suche nach einem auszutauschenden oder umzulegenden Kabel einen ganzen Kabelbaum auseinander reißen muss, obwohl es reichen würde, an einem der Drähte ein wenig zu zupfen – wenn man nur wüsste, an welchem.