Der kleine Merlin macht sich Sorgen um Pluto, weil ihm der Planetenstatus aberkannt wurde.
Ein Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt antwortet ihm.
Ein Lehrstück für adressatengerechte Kommunikation!
oerttel.net musste umziehen; der Provider verdammte mich dazu, anstatt meines gewohnten und gut funktionierenden Sitebuilders auf WordPress umzusteigen. Leider ist WordPress an sich ein total spartanisches System, dem die meisten Funktionen erst durch so genannte PlugIns beigebracht werden müssen. Jenen wiederum fehlen einige elementare Dinge für Hypertext: So ist nicht ohne Weiteres möglich, gezielt auf Einzelthemen zu verlinken, wie es in Sitebuilder bequem möglich war. Lt. Entwicklerauskunft soll sowas irgendwann noch implementiert werden. Wer weiß, wann das sein wird? Deshalb habe ich mit einigen Workarounds improvisieren müssen.
Ich werde ich meine Erfahrungen, die ich in einem halben Jahr vertaner Zeit zusammengetragen habe, nach und nach hier publizieren.
Hier eine kurze Historie eines katastrophalen Umzugs einer Website zu WordPress. Die Stichwörter im Text werden zu den Einzelthemen verlinkt, sobald diese fertiggestellt sind.
In der Ankündigung, dass meine Website nicht mehr mit dem gewohnten Editor verwaltet werden kann, gab es »ganz tolle« Hinweise zur Unterstützung beim Umzug, zum Beispiel dass es möglich sei, die bisherige Website in WordPress zu importieren. Kannste vergessen. Ich habe mehrere Tools zum Exportieren aus Sitebuilder-HTML und Importieren in WordPress ausprobiert und den ersten von drei Monaten Umzugsfrist damit verplempert.
Okay, bau ich das also in WordPress neu auf, hab ja sonst nichts anderes zu tun, bin ich von der Straße.
Direkt im WordPress-Bearbeitungsfenster gedachte ich ein eigenes Template zu erstellen. Denkste! Es können nur vorgefertigte Designs verwendet werden oder man bastelt sich mit einem PlugIn ein eigenes. Die mitgelieferten sahen aber alle einfach abscheulich aus, alles schon zigmal gesehen, nichts originelles dabei. Der Versuch, mit einem 08/15-Design und dem empfohlenen Gutenberg-Editor etwas brauchbares zustande zu bringen, scheiterte ebenfalls kläglich. Der Name ist übrigens eine Frechheit, die Nachfahren Johann Gensfleischs sollten rechtlich dagegen vorgehen, so schlecht und unanschaulich ist dieses Werkzeug. Auch ein Buch, das ich mir als Anleitung besorgt hatte, war untauglich für weitere Versuche.
Der zweite Monat der Umzugsfrist war damit vertan.
Also recherchierte ich im Web, um vielleicht an den Erfahrungen anderer Nutzer zu partizipieren. Leider erfolglos. Es gibt offenbar keine Community, nur jede Menge Dienstleister, die dir gegen horrendes Salär die Arbeit abnehmen. Nö, nicht mit mir, ich verdiene mit oerttel.net ja keinen Cent, da werde ich nicht auch noch Geld reinstecken.
Bei meinen Recherchen kam ich zu der Erkenntnis, dass es bessere Editoren für WordPress gibt (natürlich als PlugIns), die auch wesentlich anschaulicher (WYSIWYG) arbeiten. Allen gemeinsam ist, dass sie nicht kostenlos sind, von einigen gibt es aber abgespeckte, unbefristete Testversionen. Ich entschied mich für Elementor, auch wenn diesem in der kostenlosen Version einige elementare Funktionen fehlen. Die für mich noch fehlenden ließen sich mit anderen kostenlosen Ergänzungs-PugIns nachrüsten. Mehr dazu bei den Detailthemen.
Auch Elementor braucht natürlich ein eigenes Design, doch der Design-Editor gehört zur Vollversion. Also auch hier das 08/15-Design ausgewählt und drin rumgepfuscht.
Frisch ans Werk zum dritten Anlauf!
Ich probierte allerlei aus, bis ich das Template für meine Bedürfnisse zusammengestellt hatte. Dann ging es daran, die Inhalte von der alten Site nach WordPress zu übertragen. In der Anleitung des Providers gab es eine hervorragende Anleitung dafür: »Kopieren Sie zuerst die Texte und dann die Bilder.« Damit biste aber perfekt gebrieft.
Das ging auch solange gut, bis die bei WordPress gefürchtetste Fehlermeldung erschien: Systemfehler 500. Laut Internetrecherche kann das alles mögliche bedeuten. Mit viel Mühe und Experimentierfreude kam ich dahinter, dass Elementors Bestandteile nicht miteinander kompatibel sind.
Mein Plan war ursprünglich, mit Registertabs und sog. Akkordeons (Pull-down-Elementen) Themen und Unterthemen auf einer Seite zu vereinen, also ungefähr so:
Irgendwann erreicht diese Kombination ein Limit und führt zum besagten Systemfehler. Da hilft nur eins, auf die Registertabs zu verzichten. Später erkannte ich noch einen weiteren Grund, sie nicht zu verwenden. Sie lassen sich nicht per CSS-IDs adressieren und im Gegensatz zu Akkordeons auch nicht überlisten.
Abhilfe: Alle Registerkarten wurden auf Einzelseiten verteilt und von einer Übersichtsseite aus verlinkt.
Das ging dann eine Weile ganz gut, aber dann:
Der Super-GAU!
Plötzlich ließen sich in den Medienbereich keine weiteren Bilder mehr einfügen. Katastrophe!
Ein netter Experte half mir kostenlos so weit, dass er feststellte, meine Datenbank sei ungewöhnlich groß. Sie müsste reorganisiert werden. Das allerdings würde kosten.
Nee, danke, ich wurschtelte allein weiter. Nach vielem Suchen in mehr oder weniger hilfreichen Seiten reimte ich mir dann zusammen, dass es sich um Backups handelte, die WordPress wohl ständig anlegte, aber nicht bereinigte, wenn eine Seite gespeichert wurde. Das muss der Nutzer selbst erledigen – natürlich mit einem PlugIn .
Ich fand auch eines namens WP-Sweep, das mir eine bereinigte Datenbank erstellte. Nur der Fehler blieb.
So langsam war ich drauf und dran, die Website aufzugeben und die Ergänzungsunterlagen zu meinen Büchern als Download in OneDrive einzustellen. Aber ich wagte einen letzten Versuch: Erneut alle Seiten neu aufgebaut, zum Glück die Inhalte schon leicht erreichbar bereitgestellt, das Ergebnis sehen Sie hier. Es hat mich über ein halbes Jahr Arbeit gekostet, parallel dazu lief die Aktualisierung von »Wissenschaftliche Arbeiten schreiben mit Word«, es war eine Ochsentour, obwohl ich doch gar nicht mehr so viel arbeiten wollte.
Nichts in WordPress funktioniert ohne PlugIn. Auf der aus dem Dashboard heraus aufzurufenden Seite PlugIns (a) finden Sie eine Schaltfläche PlugIn hinzufügen (b), die zu einem sehr weit gefassten Katalog »gängiger« PlugIns führt. Das sind bei weitem nicht alle verfügbaren. Wenn Sie über eine Suchmaschine ein PlugIn finden, das Sie installieren möchten, laden Sie es als ZIP-Datei herunter. WordPress kann mit Hilfe der Schaltfläche PlugIn hochladen (c) in ZIP enthaltene PlugIns direkt installieren.
Wie erwähnt, gibt es PlugIns wie Sand am Meer; etliche Leute meinen, die PlugIn-Landschaft mit ihren mehr oder weniger nützlichen Widgets erfreuen zu müssen. Im Folgenden sind die PlugIn-Namen mit den zugehörigen Download-Seiten verlinkt.
Grundlage ist ein vernünftiger Pageeditor. Ich habe mich für Elementor entschieden, weil er meinen Arbeitsstil und meine Anforderungen am besten unterstützt. Elementor gibt es als Gratisversion mit Grundfunktionen und als zu abonnierende Vollversion mit div. Ergänzungsfunktionen. Die Grundfunktionen reichen meist aus, den Rest holt man sich von anderen PlugIns. Einige PlugIns bauen auf Elementor auf und ergänzen ihn um weitere Widgets.
Da wären als erste Ergänzungen Essential Addons for Elementor und Happy Elementor Addons zu nennen, die in der Free-Version einige interessante Widgets wie Tabellen, Verkaufswidgets und Breadcrumb-Navigation mitbringen, für die Elementor selbst die Pro-Version benötigt.
Zur Pflege und Sicherheit Ihres Web-Auftritts sollten Sie folgende PlugIns unbedingt installiere und verwenden:
WP-Sweep bereinigt die Datenbank von überflüssigem, automatisch angelegten Backup-Ballast.
W3 Total Cache sorgt für schnelleren Zugriff Ihrer Besucher.
Local Google Fonts verhindert Datenschutz-Ärger mit verlinkten Google-Fonts, indem sie in die Seite integriert werden.
Broken Link Checker überprüft, ob die Links der Seite noch auf existierende Ziele verweisen.
Redirection leitet Links auf geänderte URL um.
Wollen Sie in Ihre Website PDF- und Word-Dokumente, Excel-Tabellen, PowerPoint-Präsentationen oder Videos nicht nur verlinken, sondern einbetten und von den Besuchern direkt ansehen lassen, benötigen Sie Viewer-Widgets, die Sie in den PlugIns Embed docs und EmbedPress finden.
Nichts ist hässlicher als eine 404-Fehlermeldung »Page not found«. Smart Custom 404 Error Page hilft Ihnen, auf eine Seite umzuleiten, mit der Sie den Fehler eleganter beschreiben und Abhilfebereitstellen, zum Beispiel wie hier: https://oerttel.net/FalscheURL.
Use Any Font lädt eigene Fonts, die nicht vom Template zur Verfügung gestellt werden, in die Datenbank der Website. Ein Beispiel sind hier die Tastenkürzel S+A+R.
wp-Typography überarbeitet typografische Unzulänglichkeiten in der Anzeige (doppelte Leerzeichen etc.) und gleicht alle Arten von Anführungszeichen an eine frei wählbare Form an.
Beim Zugriff auf PlugIns zeigt sich wieder mal die totale Bandbreite der Uneinheitlichkeit in der Oberflächengestaltung:
Es gibt zwar Standard-Einstellungen, aber keine vom Nutzer bestimmbaren Standard-Einstellungen und Vorgaben bei WordPress. Wenn Sie ein neues Widget einfügen, passt sich dessen Layout den Voreinstellungen des Themes an. Diese zu verändern, bedarf es kostenpflichtiger PlugIns.
Ergo: Jedes neu eingefügte Widget muss mühsam neu konfektioniert werden.
Workaround: Legen Sie sich Musterseiten mit vorgefertigten Widgets an, die Sie bei Bedarf per Zwischenablage mit Rechtsklick | Von anderer Website einfügen in den neuen Container einfügen.
Um Texte einzugeben, bringt Elementor in der Grundausstattung des Widget »Texteditor« mit. Sie ziehen es aus der Randleiste in den Container. Das Widget passt sich in der Breite dem Container an. Beim Befüllen mit Text wächst der Container mit dem Textfeld nach unten.
Irritierend ist dabei, dass der Texteditor über zwei Fenster verfügt: das Bearbeitungsfenster in der Bearbeitungsleiste und ein Vorschaufenster mit WYSIWYG im Hauptteil. Sie können zwar auch im Vorschaufenster schreiben und in gewissem Umfang formatieren, aber hüten Sie sich davor, dort etwas zu löschen oder einzufügen! Das kann verheerende Folgen haben.
Im Bearbeitungsfenster gibt es zwei Darstellungsmodi: Visuell und Code, wobei visuell geprahlt ist. Die tatsächliche Darstellung sehen Sie nur im Vorschaufenster.
Schalten Sie den Modus auf Code um, erscheint der Text mit allen HTML-Tags (rechts); hier können Sie weitere Formatierungen vornehmen, die mit den Bordwerkzeugen nicht möglich sind, oder überflüssige Tags entfernen, die von den Editor-Werkzeugen erzeugt wurden.
Außer mit den Werkzeugen im Bearbeitungsfenster lassen sich im Register Stil weitere Textformatierungen vornehmen (Bild unten), im Register Erweitert gibt es Einstellungen zur Gestaltung des Textobjekts (Bild rechts).
Er ist nun schon über 50 Jahre alt und bereitet vielen Menschen immer noch Schwierigkeiten bei der Lösung. Ich habe (nicht nur als Erinnerungsstütze für mich selbst) den Lösungsweg aufgeschrieben und grafisch aufbereitet.
Der kleine Merlin macht sich Sorgen um Pluto, weil ihm der Planetenstatus aberkannt wurde.
Ein Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt antwortet ihm.
Ein Lehrstück für adressatengerechte Kommunikation!
Zu einer Zeit, als
gab es bereits die geniale Software PC-Geos, auch als »GeoWorks«, »NewDeal Office«, »Breadbox Ensemble« und anderen Namen vertrieben, ein Betriebssystem mit grafischer Oberfläche und einem Officepaket, das echtes WYSIWYG, Vektorschriften und Vektorgrafik beherrschte.
Leider konnte das System sich am Markt nicht durchsetzen, doch die Geos-Szene in Deutschland ist noch aktiv. Jährlich treffen sich Geos-Anhänger in Grimma.
Man kann mir wirklich nicht nachsagen, ich sei altmodisch oder hafte am Erlernten. Aber der sog. Künstlichen Intelligenz begegne ich mit deutlicher Skepsis, und das nicht ohne Grund. Ich publiziere hier meine teils ärgerlichen, teils amüsanten Erfahrungen bei passenden Gelegenheiten.
In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hat Microsoft am 17. Januar 2025 die Office-Abonnements-Version Microsoft 365 mit der KI Copilot erweitert. Der Nutzen ist zweifelhaft, die Mehrkosten erheblich, wenn man nicht bei der nächsten Abo-Verlängerung auf Microsoft 365 Classic downgraded. Zu empfehlen ist das Downgrade, denn überzeugen kann diese Ergänzung nicht. Hier ein paar Beispiele für Word.
Öffnen Sie Word mit einem leeren Dokument, drängt sich sofort der Copilot auf:
Nun kann man das natürlich ignorieren und sofort drauflos schreiben, doch bei jedem Betätigen von R ploppt links neben dem Text wieder das Icon auf, um seine zweifelhaften Dienste aufzudrängen.
Abschalten lässt sich das Teil nicht, obwohl in den Online-Anleitungen die Rede von einem entsprechenden Schalter in den Word-Optionen ist. Da ist aber nichts.
Kommen wir nach diesen formalen Mängeln zur Leistungsfähigkeit und stellen eine (vermeintlich) leichte Aufgabe.
Unter einem »qualitativ hochwertigen»Inhalt stelle ich mir aber was anderes vor. Also gut, machen wir es einfacher:
»Danke, Sie hören von uns.« 🤣
Update 24.02.25: Das mit dem Blindtext klappt jetzt schon besser, nur mit der Sprache hapert’s noch.
Schlimmer noch: Die KI versteht sich selbst nicht.
Einfach nur zum Testen der Autorenfähigkeiten erteilte ich Copilot den Auftrag, eine Rezension zu Tuhls’ Tools zu schreiben. Das sollte zu schaffen sein, sind doch alle Informationen über das AddIn hier konzentriert abrufbar. Inhaltlich stimmte es auch einigermaßen, aber an einigen Stellen wurde ich stutzig. Braucht der Copilot ’ne Lesebrille? Für virtuelle Texte? Wie sonst könnte man diese Verkorksung von »Hoppelformatierungen« und »Anführungszeichen« wohl deuten?
Ich dachte mir, versuch es doch mal mit einer einfachen Aufgabe.
Das ist eine CH-Tastatur, die Apostroph-Taste ist markiert:
Nun kam ich auf die abwegige Idee, dieselbe Aufgabe Microsofts Copiloten zu stellen. Das Ergebnis:
Auf der Schweizer Tastatur liegt der Apostroph (‚) auf der gleichen Taste wie das „@“-Zeichen. Um den Apostroph zu schreiben, drücken Sie die Umschalttaste (Shift) und die Taste, auf der sich das „@“-Zeichen befindet (in der Regel die Taste mit der Zahl 2).
Hochinteressant, das wollte ich doch mal sehen und gab im Copilot-Aufgabenbereich den Auftrag:
»Generate an image of apostroph key on a swiss keyboard.«
Das Ergebnis beim besten Willen nicht überzeugen.
Also gut, dann fragen wir doch mal das Original ChatGPT:
Fazit: Selbst simple, faktisch leicht nachprüfbare Sachverhalte bringt keine KI auf die Reihe.
Und für so etwas werden Nutzungsgebühren verlangt?
Details zu weltweit bekannten Themen sollten sich leicht finden lassen, wenn die KI freien Zugriff auf die Daten der Welt hat … denkt man. ChatGPT schreibt einfach ein neues Kapitel, von dem noch nie jemand etwas gehört hat (Bild rechts).
Aber auch andere KI tun sich schwer mit den unbeugsamen Galliern; so widerspricht sich Aria in seiner Antwort (Bild unten) und Copilot iterierte sich nach mehreren Hinweisen auf die falsche Nummer an das richtige Heft 4 heran.
Heftpflaster sind eine der besten medizinischen Erfindungen aller Zeiten. Aber welcher praxisferne Mensch ist auf die Idee gekommen, für deren Abmessung die Außenmaße anzugeben? Essenziell ist doch die Größe der Wundauflage, nicht des Kleberandes. Besonders markant ist das bei Fingerpflastern, deren Kleberand mehrfach um den Finger gewickelt werden kann, aber auch bei anderen Ausführungen fällt häufig eine heftige Diskrepanz von Gesamtfläche zu Wundabdeckung auf.
»Ich bin das mittlere von drei Kindern; ich kann nicht autodidaktisch arbeiten.« (Reaktion einer Mitarbeiterin auf den Hinweis, dass es Handbücher gibt)
»Wenn das politischer Wille ist, können Sie mir doch nicht mit Gesetzen kommen!« (Staatssekretärin zur Justitiarin)
»Sie erzählen mir jetzt seit zehn Minuten, warum es nicht geht. Ich will aber von Ihnen wissen, wie es geht!« (Führungskraft zum Bearbeiter)
»Dieses Arbeitsergebnis kann nur zwei Ursachen haben: Dummheit oder Faulheit. Suchen Sie sich eine aus!«
(Führungskraft zum Bearbeiter)
»Da hat sich in meiner Wiedervorlage der Vorgang XY nach oben gearbeitet …« (dezenter Hinweis einer Führungskraft, dass ein Termin überschritten wurde)
»Machen Sie das Fenster auf, damit der Gestank hier rausgeht!« (Arbeitsschützer)
»Lassen Sie bloß alle Fenster zu, damit dieser Gestank nicht nach draußen gelangt!« (Umweltschützer)
[klassisches Beispiel zur Ambivalenz des Verwaltungshandelns]
»Der neue Standort gefällt mir aber gar nicht. Da ist ja gar kein Aldi in der Nähe!« (Chefsekretärin)
»Ich versteh nur ›Gehaltserhöhung‹.« (Anwender bei Update-Schulung)
»Haben Sie die Lösung oder sind Sie Teil des Problems?« (Interviewstart bei Organisationsuntersuchungen)
Es gibt diverse Management-Verfahren und ‑Modelle. Einige eher scherzhaft gemeinte, aber im täglichen Unternehmensleben durchaus auch anzutreffende habe ich hier zusammengefasst.
Management by …
Moses: Alle in die Wüste schicken und auf ein Wunder warten.
Herodes: Mit großem Aufwand den fähigsten Nachfolger ermitteln und feuern.
Loreley: Äußerst reizvoll und verlockend, aber nicht Fisch und nicht Fleisch
Omelett: Mitarbeiter wie rohe Eier behandeln und bei Bedarf in die Pfanne hauen.
Tarzan: Schlecht ausgerüstet und ohne festen Boden unter den Füßen laut brüllend den Affen geben.
Theoprax: Theoretisch ist praktisch alles möglich.
Champignon: Mitarbeiter im Dunkeln lassen, regelmäßig mit Mist bewerfen und köpfen, wenn sie zu groß werden.
Columbus: Auf Kosten anderer drauflos fahren, nicht wissen, wo es lang geht, und am Ziel keine Ahnung, wo man ist.
Babysitter: Zuerst dessen Probleme lösen, der am lautesten schreit.
Step Dance: Mit viel Lärm auf der Stelle treten
Cowboy: Alles abgrasen und dann weiterziehen.
Dschungelbuch: Als Tiger starten und als Bettvorleger landen.
Hippopotamus: Bis zu den Ohren im Dreck stecken, aber das Maul weit aufreißen.
eGovernment: Mit dem Amtsschimmel auf die Datenautobahn.
Jeans: Alle wichtigen Stellen mit Nieten besetzen.
Helikopter: Mit viel Getöse einfliegen, über allem schweben, viel Staub aufwirbeln und wieder abschwirren.
Hütchenspieler: Probleme heimlich hin und her schieben und dabei kräftig abzocken.
Rudolph Rentier: Eigene Mängel als Vorzüge verkaufen und sich damit an die Spitze setzen. [auch: SAP-Prinzip]
Imbissbude: Allen ist alles Wurst, aber jeder gibt seinen Senf dazu.
Laubbläser: Probleme mit viel Wind und Getöse von einem Ort zum anderen blasen ohne sie zu lösen.
Zeppelin: Dünnhäutig und aufgeblasen ganz oben schweben und beim leisesten Anlass explodieren.
Pragmatismus: Alles funktioniert und keiner weiß, warum.
Popcorn: Jede Initiative gedeckelt halten, aber aufheizen und das Ergebnis auf dem Markt verscherbeln.
Banana: Unausgegorene Ideen umsetzen und in der Praxis reifen lassen.
Durchlauferhitzer: Probleme nicht lösen, sondern verstärken und aufgeheizt weitergeben.
Wal: Mit kleinen Augen und großem Maul tranig daherkommen, Dampf ablassen und wieder abtauchen.
Yuppie: jung – dynamisch – erfolglos
Die beste aller Managementformen ist die Hierarchie.
Die 10A-Formel der Hierarchie:
Alle anfallenden Arbeiten auf andere abwälzen, anschließend anscheißen, aber anständig!
Die Aufgabe der Führungskräftefortbildung habe ich mal mit dem Schlagwort
»Aus Vorgesetzten Führungskräfte machen« umschrieben.
Im Laufe eines (Berufs-)Lebens kommt man mit vielen Berufs- und Sozialgruppen zusammen und lernt deren Eigenheiten kennen. Dass aus der mehr oder weniger gedeihlichen Zusammenarbeit mehr oder weniger bissige Erkenntnisse erwachsen, ist normal. Ich habe die meinen im Folgenden zusammengetragen und um kompatible Fremdmeinungen ergänzt:
Controller sammeln Daten, deren Herkunft und Sinn sie nicht kennen, und bereiten sie für Leute auf, die damit nichts anzufangen wissen.
Meteorologen können dir morgen sagen, warum das Wetter heute nicht so war, wie sie es gestern vorhergesagt haben.
Juristen sind in der Lage, simple Sachverhalte so kompliziert zu formulieren, dass andere Juristen das genaue Gegenteil daraus ableiten können.
Die eigenartige Denkweise der Rechtsprechung zeigt sich besonders deutlich daran, dass Alkohol- und Drogeneinfluss bei Verkehrsdelikten strafverschärfend wirken, bei Kapitalverbrechen jedoch strafmildernd.
Volksvertreter vertreten sich vielleicht in den Sitzungspausen die Beine, aber niemals das Volk.
Anwalt ist ein Beruf, dessen Fehlen nicht auffiele, wenn es ihn nie gegeben hätte. Wären Gesetze klar und Urteile verständlich, könnte man auf Anwälte verzichten.
Call-Center sind lästig, wenn sie dich anrufen, und ratlos, wenn du sie anrufst.
Da studieren Leute drei Jahre lang Journalistik, nur um dann 40 Jahre lang etwas aus dpa-Meldungen zusammenzufrickeln.
Abmahnanwälte haben bewiesen, dass es einträglich sein kann, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.
Am einen Ende übersetzen Juristen allgemeinverständliche Überlegungen in unverständliche Gesetzestexte, um am anderen Ende Juristen Arbeit zu verschaffen, die für den einfachen Menschen wieder die Rückübersetzung vorzunehmen. Brilliant gemacht, so geht denen niemals die Arbeit aus. (Erik Flügge – Politikberater)
Richter grübeln monatelang über ein Thema, bis sie zu dem Ergebnis gelangen, dass ein Polizist im Einsatz zur selben Erkenntnis in Sekundenbruchteilen hätte gelangen müssen.
Experte wird man in politischen Gremien durch den Nachweis, an drei einschlägigen Ausschusssitzungen teilgenommen zu haben und dabei nicht eingeschlafen zu sein.
Rechtsanwälte betreiben Etikettenschwindel, denn sie vertreten nicht das Recht, sondern ihre Mandanten – egal, ob die im Recht sind oder nicht.
Fragen Sie das jetzt als Journalist oder sind Sie selbst so deppert? (Lisa Eckhart)
Zur Versöhnung: Mir sind trotz allem immer noch Juristen lieber, die einem aus dem Amt gejagten Versager eine sechsstellige Gehaltsfortzahlung zugestehen, als jene, die eine Frau steinigen lassen, weil sie in Selbstverteidigung einen Vergewaltiger erschlagen hat. Aber so ist das nun mal: Frau Justitia hat keine Moral.
Wer weiß, wie es zum Bahnhof geht?
Ein Mensch fragt: »Wo geht’s bitte zum Bahnhof?« Ihm antworten …
… ein Sozialpädagoge: »Ich weiß es nicht, aber lassen Sie uns doch darüber reden.«
… ein Sozialarbeiter: »Keine Ahnung, aber ich fahr’ dich ganz schnell mal hin.«
… ein Gesprächstherapeut: »Sie möchten also wissen, wo der Bahnhof ist.«
… ein Tiefenpsychologe: »Sie wollen verreisen? Das macht mich neugierig.«
… ein Psychoanalytiker: »Meinen Sie dieses lange, dunkle Gebäude, wo immer die Züge rein und raus und wieder rein und raus fahren?«
… ein Verhaltenstherapeut: »Heben Sie Ihren rechten Fuß, schieben Sie ihn vor, setzen Sie ihn wieder auf. Sehr gut! Hier haben Sie ein Bonbon, und machen Sie weiter so.«
… ein Gestalttherapeut: »Du, das musst du voll rauslassen, wenn du zum Bahnhof willst.«
… ein Bioenergetiker: »Machen Sie mal Sch-sch-sch-sch.«
… ein Psychotherapeut: »Also, wenn du wirklich dahin willst, dann wirst du den Weg auch finden.«
… ein Psychiater: »Bahnhof? Zug fahren? Welche Klasse? Und wohin?«
… ein Ministerialbeamter: »Unter Bewusstmachung der Problemlage tangiert nach hiesiger Erkenntnis die lokale verkehrliche Anbindung des schienengebundenen Fernverkehrs mit der Lichtzeichenanlage am Eingang der geschlossenen Ortschaft. Sollten Sie weiterhin an Ihrer Intention festhalten, finden Sie einen lokalen Abriss des Weges in der Broschüre ‚Schöner unser Land’, ISBN 0815–4711‑0, erhältlich zum Festpreis von 14.80 DM beim einschlägigen ortsansässigen Buchhandel oder in der kleinen Broschüre Nr. 566/94 der Bürgerberatungsstelle, daselbst erhältlich während der allgemeinen Sprechzeiten der Gemeindeverwaltung, dienstags, donnerstags und freitags von 9 bis 12.30 Uhr, darüber hinaus mittwochs von 15 bis 18 Uhr, in beigehefteter maßstabsgerechter Lageplanskizze. Maßstab 1:10000. Im Zweifelsfall besteht die Möglichkeit, Außendienstmitarbeiterinnen oder ‑mitarbeiter der Kreispolizeibehörde zwecks weiterer sachdienlicher Hinweise anzusprechen. Wir hoffen, Ihnen mit dieser Auskunft gedient zu haben und verbleiben mit vorzüglicher Hochachtung.«
Auftrag um 12:00 Uhr:
»Der Staatssekretär soll morgen 9:00 den Senator in einer wichtigen Sitzung zum Thema XY vertreten. Bitte Briefingunterlagen klarmachen!«
Wir wussten, dass der Staatssekretär von XY keinen blassen Schimmer hatte, und das bei einem sehr komplexen Thema. Um ihn möglichst sicher vorzubereiten, gab es die übliche kurze Zusammenfassung mit Verweisen auf umfangreiche zehn Anlagen, wobei jede Anlage auf eine andere Papierfarbe kopiert wurde und in der Zusammenfassung entsprechende Anmerkungen (z. B. Anlage grün, Seite 4) darauf verwiesen.
Im 15:00 war das Paket fertig, zum Sekretariat gebracht, aber der Chef war schon weg.
Auf die Dringlichkeit hingewiesen.
»Ja, wir schicken es ihm nach Hause.«
Nächster Tag, Sitzung vorüber, es gibt ein Donnerwetter: Er sei ja noch nie so schlecht vorbereitet worden.
Was sollten diese Hinweise auf Anlage grün, blau, gelb etc.? Es wären gar keine farbigen Anlagen dabei gewesen und die vorhandenen teilweise schlecht lesbar, weil mit einem Grauschleier.
???
Rätsels Lösung: Mit »Ja, wir schicken es ihm nach Hause.« hatte die Sekretärin nicht etwa gemeint,
es per Boten zu schicken, sondern per Fax.
Kannste dir nicht ausdenken.
In meiner Schublade liegt ein altes Smartphone, klein, handlich, aber nicht den neuesten Übertragungs- und Sicherheitsstandards entsprechend. An seiner Schmalseite oben ist ein kleiner Schiebeschalter, mit dem man zwischen Klingel- und Lautlosmodus wechseln kann. Sehr simpel, sehr komfortabel.
Bei meinem neuen Smartphone bedarf es dazu folgender Schritte:
Welch ein Fortschritt!
IT-Stellen sind Dienstleister, die die Funktion der Technik im Haus sicherstellen sollen. Leider gibt es nach meiner Erfahrung darunter etliche, die »gerade mal so lauffähig« für das Optimum ihrer Aufgabe halten.
Neulich im Formular-Kurs: Als ich konstatierte, dass sinnvolle Formulargestaltung für von Externen auszufüllende Formulare den Einsatz von Acrobat Professionell bedingt, intervenierte ein Teilnehmer: »Das geht bei uns nicht, wir haben nur eine Handvoll Lizenzen, da muss notfalls die Webredaktion die Word-Vordrucke in PDF umsetzen.« Webredaktion als Konvertierungsknecht – interessant!
Neulich im Grafik-Kurs: Als ich schlechte Fotos auf Webseiten anprangerte und fragte, warum nicht mit simpler Grafikbearbeitung die schlimmsten Klopse vermieden werden, intervenierte eine Teilnehmerin: »Das geht bei uns nicht, als einziges Grafikprogramm ist Photoshop zugelassen und das ist zu teuer, um alle in Frage kommenden Arbeitsplätze damit auszustatten, von der aufwendigen Schulung ganz abgesehen.« Schwer erlernbare Hochpreistechnik statt für den Standardgebrauch geeignete Billigsoftware – interessant!
Neulich (also von der Erstellung dieses Beitrags her gesehen) vor einem Vortrag: Als das vom Veranstalter zur Verfügung gestellte Notebook meine .pptx ablehnte, kommentierte der veranstaltende Bezirks-IT-Leiter: »Office 2007 oder höher ist ja auch nicht Standard in der Berliner Verwaltung.«1 Meinen Hinweis auf das Kompatibilitätspaket von Microsoft wehrte er mit Kostengründen ab. Kostengründe bei einer kostenlosen Software – interessant!
In derselben Veranstaltung etwas später, als ich auf das vorgenannte »Argument« einging und darauf verwies, dass das Tool von Microsoft tatsächlich kostenlos zur Verfügung gestellt wird, wurde ir geantwortet: »Ja, das Tool, aber die Arbeit, das überall zu installieren!« Vorgeschützter Arbeitsaufwand für einen Job, der anderswo mit einem Bot morgens beim Hochfahren erledigt wird – interessant.
Immer wieder in Kursen bekomme ich zu hören: »Ist ja alles ganz schön und gut, was Sie uns da erklären, aber in unserer Dienststelle bekommen wir das nicht hin.« Veraltete Hard- und Software, stringente, für die Aufgabenerledigung häufig ungeeignete Standards beim Softwareeinsatz, fast schon paranoide Abschottung der Clients gegen externe Datenträger, automatisches Entfernen von Mail-Attachements etc. So also sieht der »Service« der IT-Stellen in vielen Verwaltungen aus.
Hallo, Kolleg/innen beim IT-Service! Ist das das Selbstverständnis Ihrer Arbeit, die User kleinzuhalten? Die Leute sollen ihre Arbeit erledigen, gut erledigen, zügig erledigen und auch mit Arbeitsfreude erledigen. Wenn man aber ständig nur Restriktionen ausgesetzt ist, wird keines dieser Kriterien zutreffen.
Sicher, die Arbeit in den IT-Stellen wird einfacher, je abgeschotteter das System ist. Am besten wären reine Stand-alone-Systeme ohne Netzanbindung, ohne externe Anschlüsse. Dann gäbe es außer Geräte beschaffen und Image aufspielen gar nichts mehr zu tun.
Natürlich habe ich auch Verantwortliche aus IT-Bereichen darauf angesprochen. Die Antworten waren immer dieselben: »Ja, wir hatten auch mal offene Systeme, aber was glauben Sie denn, was die Leute da alles angeschleppt und installiert haben.« Mag ja sein, aber ist es Aufgabe der IT-Stellen, das zu unterbinden? Wer unerlaubt Software auf seinem Dienst-PC installiert, wer sich auf seinem Dienst-PC wiederholt Malware beim Surfen einfängt, begeht ein Dienstvergehen. Das wissen alle. Besteht der Service der IT-Stellen darin, ein paar Kamikazesurfer vor einem Dienstvergehen zu bewahren und damit alle anderen Kolleg/innen abzustrafen, die nur vernünftig arbeiten wollen?
Natürlich muss das System gesichert werden. Natürlich ist das mit Aufwand verbunden. Aber es gibt Firewalls, es gibt Virenschutz, es gibt Spamkontrollen, mit denen sich die ärgsten Unfälle von vornherein vermeiden lassen. Und es gibt Fortbildung zur Computersicherheit, mit der verantwortungsvolle User erzogen werden, die sich davor hüten, zur Wurmschleuder zu werden. Ich kenne Verwaltungen, in denen funktioniert das: freier Internetzugang, offene Laufwerke und USB-Slots, und dennoch keine Verseuchungen der Systeme. Weil die User sich ihrer Verantwortung bewusst sind und die Admins die technische Sicherheit garantieren. Wer natürlich seinen Usern keine Freiheiten lässt, erzieht DAUs und muss sich nicht wundern, wenn sie sich dann auch wie solche verhalten.
Mit diesem Beitrag möchte ich eine Diskussion in den Häusern anregen, damit dieser Geruch des Ewiggestrigen aus der Berliner Verwaltung verfliegt.
Hoffentlich bald in irgendeinem Kurs: »Guter Tipp, da werde ich morgen gleich mal zu meiner IT-Stelle gehen, damit die das bei uns im Haus flächendeckend realisieren.«
1Aktualisierung: Inzwischen ist der IT-Standard in der Berliner Verwaltung natürlich moderner geworden. Aber glauben Sie nur nicht, dass immer alle Rechner umgerüstet seien! Ganze Ämter arbeiten noch mit längst aus dem offiziellen Support entlassener Software, weil Fachanwendungen noch nicht umgestellt wurden. Kam ja auch sooo plötzlich …
Dieser Beitrag erschien ursprünglich im SPLITTER, der Fachinformation des IT-Dienstleistungszentrums der Berliner Verwaltung.
Alle Jahre wieder kündigt die Berliner Stadtreinigung an, für Schneefall gerüstet zu sein, und alle Jahre wieder spielt sich das hier ab:
Schneehöhe 5 mm: |
Auf dem Stadtring kommt es zu ersten Staus, weil die Verkehrslenkung die Schleuder-Piktogramme eingeschaltet hat. |
Schneehöhe 10 mm: |
Der ADAC kündigt spontan Schleuderkurse auf dem Pariser Platz an. |
Schneehöhe 15 mm: |
Die Stadtreinigung beantragt Streusalzfreigabe für Nebenstraßen. Die Umweltämter lehnen ab, weil dort ohnehin nie Räumfahrzeuge gesehen werden |
Schneehöhe 20 mm: |
Die Wirtschaftsverwaltung warnt die Bevölkerung vor möglichen Versorgungsengpässen. |
Schneehöhe 25 mm: |
Die Telebusdienste nehmen nur noch Rollstuhlfahrer mit Schneeketten mit. |
Schneehöhe 30 mm: |
Sven Plöger segnet die Wetterkarte und vertröstet auf Tauwetter, das wohl mal kommen werde. |
Schneehöhe 35 mm: |
Das Landesschulamt erwägt Unterrichtsausfall in den unteren Klassenstufen. |
Schneehöhe 40 mm: |
Die Berliner Feuerwehr lässt den Alexanderplatz weiträumig sperren, weil zu befürchten ist, dass von der Kugel des Fernsehturms Lawinen abgehen können. |
Schneehöhe 45 mm: |
Der Polizeipräsident bittet den Freistaat Bayern in Amtshilfe um einige Berner Sennenhunde für die Bergung von Verschütteten. |
Schneehöhe 50 mm: |
Der Verkehr auf dem Stadtring steht; nichts geht mehr. |
Schneehöhe 55 mm: |
Das Dach des Flughafens BER droht unter der Schneelast einzustürzen. Das THW fällt im Grunewald 250 Kiefern zum Abstützen, darf sie aber auf Geheiß der Flughafenverwaltung wegen nicht sicheren Brandschutzes nicht montieren. |
Schneehöhe 60 mm: |
Bogner kündigt eine neue Wintersportmodelinie X‑Berg an. |
Schneehöhe 65 mm: |
Die S‑Bahn stellt den Fahrbetrieb ein, nachdem eine Verwehung an einem Signalmast gesichtet wurde. |
Schneehöhe 70 mm: |
Ein Investor für ein Skihotel auf dem Teufelsberg wird gesucht. |
Schneehöhe 75 mm: |
Der Innensenator ruft den landesweiten Notstand aus. |
Schneehöhe 80 mm: |
Der Regierende Bürgermeister kündigt an, dass sich Berlin für die Olympischen Winterspiele bewerben wird. |
Mag ja sein, dass ich ein gestörtes Verhältnis zu Navigationssystemen habe und zu viel von ihnen verlange. Aber ich kann einfach nicht ausstehen, wenn ich falsch geschickt werde, egal ob von Navis in eine Baustelle oder von einem Fahrplan nach sonstwohin.
Vor fast 30 Jahren brachte die BVG ein Fahrplansystem mit dem schicken Namen »Fahrinfo« heraus. Die Ankündigung klang gut, aber bei genauerer Betrachtung erwies sich das Programm doch als recht eigenwillig, wie ich damals in diesem Beitrag beschrieb:
Inzwischen gibt es Fahrinfo verbessert als App, kostenlos und auch an Straßennamen orientiert. Eigenartig ist das Programm dennoch geblieben, wie folgendes Beispiel zeigt: Wahlweise 8 Minuten Bahnfahrt oder 20 Minuten Fußweg vom Fernbahnhof (Gepäck?) Südkreuz zur Paradestraße. Leute! So hatte ich das mit der kürzeren Verbindung zu Fuß damals nicht gemeint!
Nein, es geht hier nicht um die üblichen juristischen Schikanen, denen man sich als Bürger oft ausgesetzt sieht. Manches Gericht sorgt durch physische Schikanen für zusätzlichen Unmut.
Es begab sich aber vor einigen Jahren, dass die beste Ehefrau von allen zu einer Beurkundung und Unterweisung beim Amtsgericht erscheinen musste. (Im Nachhinein ist festzustellen, dass das auch per Brieftaube hätte erledigt werden können, aber wie gesagt, um solcherlei Schikanen soll es hier nicht gehen.) Sie ist auf den Rollstuhl angewiesen; ich hatte das bei der telefonischen Terminvereinbarung auch angegeben.
Eine Viertelstunde vor dem Termin erreichten wir die im Einladungsschreiben genannte Adresse. Vier Stufen führten zur verschlossenen Tür hinauf. (Unmut, der erste) Daran zwei Schilder:
»Bitte Eingang Hallesches Ufer 62 benutzen.« und
»Klingel für Behinderte links an der Mauer.«
Die Klingel für Behinderte fanden wir, leider funktionierte sie offenbar nicht; jedenfalls meldete sich niemand. (Unmut, der zweite)
Also ab um die Ecke (da waren wir bei der Anfahrt schon vorbeigekommen), 200 m weiter gibt es einen barrierefreien Zugang, über den aber nicht das aufzusuchende Zimmer barrierefrei erreicht werden kann. »Das ist bei der Erweiterung nicht berücksichtigt worden. Die Stockwerkshöhen zwischen Neubau und Altbau sind unterschiedlich«, erläuterte uns der Mensch an der Pforte. (Unmut, der dritte)
Zu diesem Zweck gebe es jedoch an der Rückseite des Gebäudes einen rolllstuhlgerechten Eingang.
Also Marsch zurück, wieder am verschlossenen Eingang vorbei, um die Ecke, tatsächlich, dort ist eine Tür mit Rollstuhlsymbol, aber zu! (Unmut, der vierte)
Es reichte! Anruf bei der einladenden Geschäftsstelle, Verblüffung und Bestürzung daselbst, man wisse auch nicht, wo der behindertengerechte Zugang für diesen Flügel sei, (Unmut, der fünfte) aber man werde uns zur Wache durchstellen, von dort könne uns jemand abholen und hineinführen.
Der Wachmann – äh, sorry, man leistet sich für diesen Job natürlich den Luxus eines Justizwachtmeisters – erklärte uns, dass wir noch weiter um die nächste Ecke zur Hofeinfahrt kommen sollten, dort werde er uns abholen.
Die Hofeinfahrt entpuppte sich als Rolltor, das auch Stammheim gut zu Gesicht stehen würde. Der JWM führte uns zu einer Hintertür, hier sollten wir auf ihn warten, er müsse den Aufzug holen.
Was für ein Glück, dass wir den kleinen Schieberolli genommen hatten, denn mit dem Motorrollstuhl hätte meine Frau die verwinkelte Zufahrt zu diesem Aufzug nicht geschafft. Man stelle sich das in etwa so vor: (Unmut, der sechste)
Ziel erreicht, anderthalb Stunden wenig erbauliche Diskussion mit der Rechtspflegerin und endlose Formularausfüllerei, die wir schon vorab hätten erledigen können.
Endlich wieder raus hier!
Nee! Das bisherige Geschehen ließ sich toppen, denn vor das Verlassen des Dienstgebäudes hat Justitia das »Facility Management« gesetzt.
Der Rechtspflegerin fiel es wie Schuppen aus den Haaren: »Ach, jetzt ist ja schon nach halb fünf! Um 16:30 werden doch die Aufzüge abgeschaltet!« Darauf hätte sie aber auch etwas früher kommen können. (Unmut, der siebte)
Abhilfe? »Ich muss mal versuchen, ob ich auf der Wache noch jemand erreiche.«
Eine Viertelstunde später tauchte der JWM von vorhin wieder auf. »Da haben Sie aber Glück. Ich wollte gerade Feierabend machen.«
Wie jetzt? Bis 18 Uhr sind Sprechzeiten, aber um 16:30 schließt der Wachschutz und schaltet auch gleich die Aufzüge ab? (Unmut, der achte)
»Ja, das wurde so eingeführt, weil die Aufzüge manchmal stecken bleiben, und wenn dann die Wache nicht mehr besetzt ist, könnte es sein, dass Mitarbeiter über Nacht festsitzen.« Ah ja, aber dass Behinderte innerhalb der Sprechzeiten nicht mehr aus dem Haus kommen, kann hingenommen werden. (Unmut, der neunte)
Meine Frau wollte nur noch raus; sie beruhigte sich erst wieder, als das Stammheim-Tor hinter uns lag.
Vielleicht liest hier ja jemand mit, der einen barrierefreien Zugang zur Justizverwaltung besitzt.
Schönen Gruß von uns!