KI
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Bunter Teller 3
Künstliche »Intelligenz«

Künst­li­che Intel­li­genz (KI oder AI für »Arti­fi­cial Intel­li­gence«) ist das Trend­thema dieser Zeit. Kaum ein Soft­ware-Unter­neh­men, das nicht mit diesen Assis­tenz­sys­te­men rumex­pe­rime­tiert. Die Ergeb­nisse sind durch­wach­sen. Im Grafik- und Videobe­reich lassen sich damit auch ganz nette Ergeb­nisse erzie­len wie zum Bespiel das Seiten­logo oben links, doch selbst bei konkre­ter Beschrei­bung der Anfor­de­run­gen bleibt so ein Assis­tent oft stur. Auch beim Suchen im unüber­schau­ba­ren Netz kann KI gute Dienste leis­ten, aber sonst?

Man kann mir wirk­lich nicht nach­sa­gen, ich sei altmo­disch oder hafte am Erlern­ten, aber den Ergeb­nis­sen der sog. Künst­li­chen Intel­li­genz zu anspruchs­vol­le­ren Aufga­ben begegne ich mit deut­li­cher Skep­sis, und das nicht ohne Grund. Ich publi­ziere hier meine teils ärger­li­chen, teils amüsan­ten Erfah­run­gen bei passen­den Gelegenheiten.

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hat Micro­soft am 17. Januar 2025 die Office-Abon­ne­ments-Version Micro­soft 365 mit der KI Copi­lot erwei­tert. Der Nutzen ist zwei­fel­haft, die Mehr­kos­ten erheb­lich, wenn man nicht bei der nächs­ten Abo-Verlän­ge­rung auf Micro­soft 365 Clas­sic down­gra­ded. Zu empfeh­len ist das Down­grade, denn über­zeu­gen kann diese Ergän­zung nicht. Hier ein paar Beispiele für Word.

Öffnen Sie Word mit einem leeren Doku­ment, drängt sich sofort der Copi­lot auf:

Update: Copi­lot ist beim Start noch aufdring­li­cher, aber zum Glück taucht das Symbol nicht mehr neben einer markier­ten Zeile auf und stört den Doppel­klick im linken Rand, sondern ist in die Mini­sym­bol­leiste gerückt.

Nun kann man das natür­lich igno­rie­ren und sofort drauf­los schrei­ben, doch bei jedem Betä­ti­gen von R ploppt links neben dem Text wieder das Icon auf, um seine zwei­fel­haf­ten Dienste aufzudrängen.

Abschal­ten lässt sich das Teil immer noch nicht, obwohl in den Online-Anlei­tun­gen die Rede von einem entspre­chen­den Schal­ter in den Word-Optio­nen ist. Da ist aber nichts. Im Gegen­teil, mitt­ler­weile ist das Regis­ter Copi­lot aus den Word-Optio­nen völlig verschwunden.

Was kann der Copilot außer zu stören?

Kommen wir nach diesen forma­len Mängeln zur Leis­tungs­fä­hig­keit und stel­len eine (vermeint­lich) leichte Aufgabe.

Unter einem »quali­ta­tiv hochwertigen»Inhalt stelle ich mir aber was ande­res vor. Also gut, machen wir es einfacher:

»Danke, Sie hören von uns.« 🤣

Update 24.02.25: Das mit dem Blind­text klappt jetzt schon besser, nur mit der Spra­che hapert’s noch.


Schlim­mer noch: Die KI versteht sich selbst nicht.

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Einfach nur zum Testen der Autoren­fä­hig­kei­ten erteilte ich Copi­lot den Auftrag, eine Rezen­sion zu Tuhls’ Tools zu schrei­ben. Das sollte zu schaf­fen sein, sind doch alle Infor­ma­tio­nen über das AddIn hier konzen­triert abruf­bar. Inhalt­lich stimmte es auch eini­ger­ma­ßen, aber an eini­gen Stel­len wurde ich stut­zig. Braucht der Copi­lot ’ne Lese­brille? Für virtu­elle Texte? Wie sonst könnte man diese Verkorks­ung von »Hoppel­for­ma­tie­run­gen« und »Anfüh­rungs­zei­chen« wohl deuten?

Ich dachte mir, versuch es doch mal mit einer einfa­chen Aufgabe.

Das ist eine CH-Tasta­tur, die Apostroph-Taste ist markiert:

Nun kam ich auf die abwe­gige Idee, dieselbe Aufgabe Micro­softs Copi­lo­ten zu stel­len. Das Ergebnis: 

Auf der Schwei­zer Tasta­tur liegt der Apostroph (‚) auf der glei­chen Taste wie das „@“-Zeichen. Um den Apostroph zu schrei­ben, drücken Sie die Umschalt­taste (Shift) und die Taste, auf der sich das „@“-Zeichen befin­det (in der Regel die Taste mit der Zahl 2).

Hoch­in­ter­es­sant, das wollte ich doch mal sehen und gab im Copi­lot-Aufga­ben­be­reich den Auftrag:

»Gene­rate an image of apostroph key on a swiss keyboard.«

Das Ergeb­nis beim besten Willen nicht überzeugen.

Also gut, dann fragen wir doch mal das Origi­nal ChatGPT:

Fazit: Selbst simple, faktisch leicht nach­prüf­bare Sach­ver­halte bringt keine KI auf die Reihe.

Und für so etwas werden Nutzungs­ge­büh­ren verlangt?

Details zu welt­weit bekann­ten Themen soll­ten sich leicht finden lassen, wenn die KI freien Zugriff auf die Daten der Welt hat … denkt man. ChatGPT schreibt einfach ein neues Kapi­tel, von dem noch nie jemand etwas gehört hat (Bild rechts).

Aber auch andere KI tun sich schwer mit den unbeug­sa­men Galli­ern; so wider­spricht sich Aria in seiner Antwort (Bild unten) und Copi­lot iterierte sich nach mehre­ren Hinwei­sen auf die falsche Nummer an das rich­tige Heft 4 heran.

Ich war im Zwei­fel über dir korrekte Reihen­folge der James-Bond-Filme und dachte mir, lass doch eine KI suchen. 

Ok, die Reihen­folge stimmte, nicht aber die Haupt­dar­stel­ler, was bei einem Eintrag beson­ders auffäl­lig war. Von einer Künst­li­chen Intel­li­genz erwarte ich, dass solche Plau­si­bi­li­täts­feh­ler erkannt werden.

Zur Illus­tra­tion der Rubrik »Bunter Teller« ließ ich mir vom Copi­lo­ten in Power­Point helfen. Die Ergeb­nisse waren durch­aus passa­bel, aber in einem Fall war es partout nicht möglich, ein Gesicht mit einfar­bi­gem Hinter­grund zu erhal­ten. Auch auf Nach­bes­se­rungs­wün­sche reagierte Copi­lot nicht, sondern bastelte neue Bilder mit viel Hinter­grund (siehe unten). Copi­lot scheint durch nichts zum Verzicht auf einen bunten Hinter­grund zu bewe­gen zu sein.

Das letzt­end­lich verwen­dete Bild stammt zwar von Copi­lot, wurde aber manu­ell nachgearbeitet.