Bild_2024-09-19_010551445
oerttel.net

Modellbahn-Elektrotechnik

Ener­gie nutzen

Am Fluss treibt das von der Schwer­kraft ange­trie­bene Wasser z. B. Mühl­rä­der an, oder Wasser­kraft­werke, die elek­tri­sche Ener­gie erzeu­gen. Nach dem Ener­gie­er­hal­tungs­satz geht nichts verlo­ren, es wird nur eine Ener­gie­form in eine andere umgewandelt.

Energieverbrauch

Der bekann­teste elek­tri­sche Verbrau­cher ist die Lampe. Sie setzt dem Strom einen Wider­stand entge­gen, der von der Span­nung über­wun­den werden muss. Das geht nicht ohne Verlust elek­tri­scher Ener­gie vonstat­ten, und dieser Verlust zeigt sich in Licht und Wärme, die die Lampe ausstrahlt. (Da die Wärme­er­zeu­gung der Glüh­fa­den­lam­pen die Lich­ter­zeu­gung um ein Viel­fa­ches über­trifft, ist sie heute weitest­ge­hend von der Leucht­di­ode abgelöst.)

Bild_2024-11-02_230230453
Der schlimmste »Strom­fres­ser« auf der Anlage

Was da umge­wan­delt oder land­läu­fig verbraucht wird, ist aller­dings nicht der elek­tri­sche Strom, sondern das elek­tri­sche Poten­tial, die Span­nung. Korrekt formu­liert, verbraucht sich der Poten­ti­al­un­ter­schied.
Je höher die Span­nung, desto mehr Ener­gie – was zur Folge hat, dass sehr viel Span­nung gefähr­lich sein kann. Ab ca. 40 Volt kann ein Strom­schlag gesund­heit­li­che Auswir­kun­gen haben.
Die Span­nung übt den Druck aus, der die Elek­tro­nen durch die Leiter strö­men lässt. Je höher dieser Druck, umso kräf­ti­ger der Strom­fluss, die Strom­stärke.
Das geht aber nicht unbe­grenzt, denn die Leit­fä­hig­keit des leiten­den Medi­ums ist unter­schied­lich. Je mehr Wider­stand den Elek­tro­nen entge­gen­ge­setzt wird, desto gerin­ger ist der Stromfluss.

Die Leis­tung ist der vierte wesent­li­che Wert, den wir in der Elek­tro­tech­nik beach­ten müssen: einer­seits als Eingangs­leis­tung, die bei der Modell­bahn der Trafo zur Verfü­gung steht, ande­rer­seits als Summe der Bedarfe, die wir von so einem Trafo bedie­nen lassen. Ist der Leis­tungs­be­darf zu hoch, können nicht alle Verbrau­cher ausrei­chend bedient werden: Lampen glim­men nur, Weichen schal­ten nicht, Züge blei­ben stehen.
Strom­hung­rige Verbrau­cher machen uns Modell­bah­nern von jeher zu schaf­fen. Auf weite­ren Seiten gibt es Tipps, wie wir uns dage­gen wapp­nen, dass der Trafo schlapp­macht.
Vor allem fällt auf, dass Magnet­ar­ti­kel wie Moto­ren und Weichen­an­triebe einen weit höhe­ren Strom­fluss erfor­dern als die Beleuchtung.

Bild_2024-07-28_163518006

Das Ohm’sche Gesetz

Die wich­tigs­ten Erkennt­nisse zum Strom­fluss und Wider­stand verdan­ken wir dem deut­schen Physi­ker Georg Simon Ohm (1787−1854), der die Zusam­men­hänge von Span­nung, Strom­stärke, Wider­stand und Leis­tung erkannte und in seinem berühm­ten »Ohm’schen Gesetz« nieder­legte. Ihm zu Ehren wird der elek­tri­sche Wider­stand in Ohm gemes­sen und mit dem grie­chi­schen Buch­sta­ben Ω abge­kürzt.
Die wich­tigste Erkennt­nis Ohms war jene, dass die elek­tri­schen Fakto­ren Span­nung, Strom­stärke, Wider­stand und Leis­tung mitein­an­der verquickt sind. Seine elemen­tare Erkennt­nis fasste er in die Formel der Abhän­gig­keit des Stroms von Span­nung und Wider­stand: Span­nung ÷ Strom­stärke = Widerstand.

Um die Formel einfa­cher schrei­ben zu können, verwen­det man inter­na­tio­nal die Kurzzeichen:

U für Span­nung, I für Strom­stärke und R für Widerstand.

Die Formel lautet dann U ÷ I = R.

Fehlt noch die vierte Bezugs­größe, die Leis­tung.
elek­tri­sche Leis­tung = Span­nung × Strom­stärke
Da N für die elek­tri­sche Leis­tung steht, lautet diese Formel symbo­lisch N = U × I.

Mit der Kennt­nis zweier Werte dieses Quar­tetts ist es möglich, die beiden ande­ren zu errechnen.

Die Leis­tung ist der vierte wesent­li­che Wert, den wir in der Elek­tro­tech­nik beach­ten müssen: einer­seits als Eingangs­leis­tung, die bei der Modell­bahn der Trafo zur Verfü­gung steht, ande­rer­seits als Summe der Bedarfe, die wir von so einem Trafo bedie­nen lassen. Ist der Leis­tungs­be­darf zu hoch, können nicht alle Verbrau­cher ausrei­chend bedient werden: Lampen glim­men nur, Weichen schal­ten nicht, Züge blei­ben stehen.
Strom­hung­rige Verbrau­cher machen uns Modell­bah­nern von jeher zu schaf­fen. Auf weite­ren Seiten gibt es Tipps, wie wir uns dage­gen wapp­nen, dass der Trafo schlapp­macht.
Vor allem fällt auf, dass Magnet­ar­ti­kel wie Moto­ren und Weichen­an­triebe einen weit höhe­ren Strom­fluss erfor­dern als die Beleuchtung.


Das Ohm’sche Gesetz im Modellbahnalltag

Was nützen uns diese Formeln für die Modell­bahn? Sehr viel, denn mit ihnen werden viele auf den ersten (laien­haf­ten) Blick uner­klär­li­che Phäno­mene klar. Zum Beispiel die Frage, warum der Zug lang­sa­mer wird, wenn er sehr viele beleuch­tete Waggons zu ziehen hat. Oder warum die Lampen der Bahn­steigs- und Stra­ßen­be­leuch­tung flackern, wenn eine Weiche geschal­tet wird.

Der mit der handels­üb­li­chen Start­pa­ckung ausge­lie­ferte Trans­for­ma­tor hat auf seinem Typen­schild eine Leis­tungs­an­gabe von ca. 14 VA. Diese Angabe irri­tiert zunächst, haben Sie erfah­ren, dass Leis­tun­gen in Watt gemes­sen werden.

Ande­rer­seits wissen Sie aus den Formeln, dass Span­nung mit Strom­stärke multi­pli­ziert die Leis­tung ergibt, also Volt mal Ampere zur Watt­zahl führt, demnach V × A = W. Und tatsäch­lich ist VA nichts ande­res als die Einheit der multi­pli­zier­ten Werte von Span­nung und Strom­stärke. Der Unter­schied zwischen VA und W ist ein sehr feiner, aber auch sehr wich­ti­ger – wich­tig für die Elek­tro­tech­nik im Großen. Für uns Modell­bah­ner ist die Unter­schei­dung uner­heb­lich, deshalb können wir getrost beim Lesen von VA gedank­lich W daraus machen.
Also 14 Watt liefert so ein klei­ner Modell­bahn­trafo. Die Betriebs­span­nung unse­rer Modell­bahn beträgt 14 Volt, daraus folgt, dass der Trafo einen maxi­ma­len Strom von 1 Ampere zu liefern imstande ist. Nicht mehr! Das ist die Gesamt­be­las­tung, die wir dem Trafo zumu­ten dürfen. Sie ist intern bereits aufge­teilt auf die beiden Ausgänge der Fahr­span­nung und der Licht- und Schalt­span­nung, meist gleich­mä­ßig zu 50%. Das heißt, für den Fahr­be­trieb stehen 500 mA zur Verfü­gung und für die Beleuch­tung außer­halb des Roll­ma­te­ri­als zuzüg­lich der Betä­ti­gung von Weichen, Magne­ten und Entkupp­lern noch einmal 500 mA. Das ist nicht viel. Addie­ren Sie für eine normale Modell­bahn­si­tua­tion die gerings­ten benö­tig­ten Strom­stär­ken: eine Lok mit 100 mA für den Motor und 20 mA für die Stirn­be­leuch­tung zieht sieben Perso­nen­wa­gen à 20 mA für die Innen­be­leuch­tung. Schon ist die Leis­tung des Fahr­span­nungs­aus­gangs zur Hälfte ausgelastet.

Auch im Schalt- und Deko­ra­ti­ons­be­reich kommen wir mit dem am ande­ren Ausgang des Trafos verfüg­ba­ren halben Ampere nicht weit. Die Lämp­chen der Anla­gen­be­leuch­tung können wir getrost mit der Waggon-Innen­be­leuch­tung gleich­set­zen, das heißt Auslas­tung bei 25 Lampen – und was sind schon 25 Lampen? Wollen wir nun eine Weiche umstel­len, kommen die größ­ten Strom­fres­ser der Modell­bahn zum Einsatz, die Magnet­an­triebe. 600 mA ist schon ein sehr verbrauchs­freund­li­cher Antrieb, manche handels­üb­li­che Weichen­an­triebe liegen höher. Bereits der Weichen­an­trieb allein über­las­tet den Ausgang! Da er sich aber den Strom mit den Lampen teilen muss, kann es vorkom­men, dass er gar nicht voll durch­zieht. Verhin­dern können wir das, indem wir für die verschie­de­nen Aufga­ben zusätz­li­che Trafos einset­zen, die über größere Leis­tungs­re­ser­ven verfügen.

Der Verbrau­cher verbraucht Poten­tial, dieser Poten­ti­al­ver­lust wird vom Elek­tro-Fach­mann als Span­nungs­ab­fall bezeich­net, ein für Laien leicht irre­füh­ren­der Fach­be­griff.
Hinter der Lampe besitzt der Strom­fluss nicht mehr dieselbe Kraft wie vor der Lampe. Das gilt für alle Verbrau­cher und deshalb können wir auch nicht belie­big viele Verbrau­cher hinter­ein­an­der in den Strom­kreis schal­ten.
Um den Verbrauch etwas deut­li­cher zu betrach­ten, müssen wir die Leis­tung betrach­ten. Wir kennen ihn von der Bezeich­nung für die Hellig­keit frühe­rer Glüh­lam­pen, oder für die Kraft, mit der ein Magnet­ar­ti­kel seine Arbeit verrich­tet. Leis­tung wird in Watt gemes­sen, abge­kürzt mit W. Im Haus­halts- und Indus­trie­be­reich wie auch bei der großen Bahn haben wir es häufig mit größe­ren Leis­tun­gen zu tun, die in Kilo­watt (1 kW = 1.000 W) oder gar Mega­watt (1 MW = 1.000 kW = 1.000.000 W) ange­ge­ben werden. Bei Hobby­an­wen­dun­gen wie unse­rer Modell­bahn dage­gen begeg­nen uns kleine Leis­tun­gen im Watt- oder Milli­watt-Bereich (1 W = 1.000 mW).
Ein Haus­halts­ge­rät, auf dem eine Leis­tung von 100 W ange­ge­ben ist, hat einen gerin­ge­ren Verbrauch als eines mit 500 W. Ein weite­rer Wert ist auf Elek­tro­ge­rä­ten ange­ge­ben und mit dem Kenn­buch­sta­ben V verse­hen. V steht für Volt und gibt die Betriebs­span­nung des Verbrau­chers an. Bei Haus­halts­ge­rä­ten steht dort in der Regel 240 V, das elek­tri­sche Haus­halts­netz wird mit 230 V beschickt, damit liegt die Netz­span­nung knapp unter der maxi­mal verträg­li­chen Nenn­span­nung, aber hoch genug, um das Gerät zu betrei­ben.
Unser Hobby arbei­tet mit weit gerin­ge­ren Span­nun­gen, sie liegen zwischen 1 V und 20 V. Das hat einen sicher­heits­tech­ni­schen Hinter­grund, denn bis 42 V gelten elek­tri­sche Span­nun­gen als gesund­heit­lich unge­fähr­lich und bis 25 V als für Spiel­zeug geeig­net. (Die ersten Modell­bah­ner lebten gefähr­li­cher als wir heute, denn ihre Anla­gen wurden mit einer lebens­ge­fähr­lich leicht­sin­ni­gen Tech­nik direkt am Haus­netz betrie­ben.)
Um die Wirkung von elek­tri­scher Span­nung besser zu verste­hen, stel­len wir uns eine Span­nungs­quelle (z.B. einen Trans­for­ma­tor) vor, die je nach Einstel­lung Span­nun­gen unter­schied­li­cher Höhe liefern kann. Zwischen die beiden Ausgangs­an­schlüsse ist eine Lampe ange­schlos­sen, deren Span­nungs­an­gabe 12 V lautet. Solange die Span­nungs­quelle abge­schal­tet ist, reagiert die Lampe nicht, denn zwischen den Anschlüs­sen besteht kein Poten­ti­al­ge­fälle, keine Span­nung lässt keinen Strom flie­ßen. Bei Hoch­schal­ten auf eine Versor­gungs­span­nung von 5 V beginnt der Glüh­fa­den in der Lampe zu glim­men; bei 12 V leuch­tet die Lampe rich­tig hell und bei 20 V macht sie „Ping!“ und ist durch­ge­brannt. Fazit: Die Nenn­span­nung auf der Lampe (wie bei allen Verbrau­chern) ist als Grenz­wert unbe­dingt zu beach­ten! Über­schrei­tet die Versor­gungs­span­nung die Nenn­span­nung, wird die Lebens­dauer verkürzt bis hin zum sofor­ti­gen Durch­bren­nen!
(Glüh­fa­den­lam­pen sind zwar inzwi­schen out, aber dasselbe gilt für Leucht­di­oden als Verbrau­cher, am Glüh­fa­den lässt sich das Ganze nur anschau­li­cher vermitteln.)