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Kommunikation

Kommu­ni­ka­tion ist die Grund­lage jeden Zusam­men­le­bens.
Leider bestehen von jeher Kompli­ka­tio­nen beim Kommunizieren.

Allen, die zum Inhalt dieser Seiten beigetra­gen haben, sei gedankt:

Dirk Bind­mann, Cars­ten Fischer, Horst Hoff­mann, Matthias Kord­to­krax, Herbert Lehner, Stepha­nie Klein, Bernd Murst, Michael Pronay, Daniela Rösch,
Wolf­gang Smidt, Bastian Voel­ker, Romy Wenke,
Karl-Heinz Wewet­zer, Dieter Wolf, Alex­an­der Wolff 

Konrad Lorenz erkannte:

»Gedacht ist nicht gesagt.«

»Gesagt ist nicht gehört.«

»Gehört ist nicht verstanden.«

Die Verwal­tungs­aka­de­mie Berlin hatte eine Veran­stal­tungs­reihe »Bürger­nahe Spra­che« aufge­legt, deren Unter­la­gen und in den Veran­stal­tun­gen gesam­mel­ten Beispiele auf den unten verlink­ten Seiten doku­men­tiert und erläu­tert sind. Es handelt sich dabei um Auszüge aus den Semi­nar­skrip­ten und Text­mus­ter aus diver­sen Quel­len, zum Teil von Kurs­teil­neh­mern mitgebracht.

Kommunikation bedarf eines Trägermediums

Kommu­ni­ka­tion ist das Austau­schen von Infor­ma­tio­nen. Um zu kommu­ni­zie­ren, müs­sen die Kommu­ni­ka­ti­ons­ka­näle »stehen«, das heißt zwischen den Kommu­ni­zie­ren­den müssen Kontakte mög­lich sein. Ein Blin­der und ein Taub­stum­mer können nicht auf den primä­ren Kommu­ni­ka­ti­ons­ka­nä­len des Sehens und Hörens mitein­an­der kommu­ni­zie­ren, weil beiden der primäre Kommu­ni­ka­ti­ons­ka­nal des jeweils ande­ren versperrt ist.

Auch wenn beide Kommu­ni­ka­ti­ons­part­ner im Voll­be­sitz ihrer Sinne sind, kann die Kommu­ni­ka­tion auf viel­fäl­tige Weise gestört sein. Die »übli­chen« Kommu­ni­ka­ti­ons­wege bedür­fen eines Medi­ums, das die Kommu­ni­ka­tion ermög­licht: Licht zum Sehen bzw. ein schall­lei­ten­des Medium zum Hören. Ist das Medium unter­bro­chen, kommt keine Kommu­ni­ka­tion zu Stande.

Direkte Kommunikation

Kommu­ni­ka­tion von Person zu Person mit den 5 Sinnen (Sehen, Hören, Spre­chen, Füh­len, Riechen)

Indirekte Kommunikation

Kommu­ni­ka­tion per Hilfs­mit­tel (Brief, Tele­fon, Schrift­stü­cke, Mail, Buch, Inter­net, Fern­se­hen, Radio, etc., aber auch durch Vermittler

Man kann die Situa­tion unmit­tel­bar mit dem kabel­ge­bun­de­nen Tele­fo­nie­ren verglei­chen: Ist die Leitung unter­bro­chen, kann keine Kommu­ni­ka­tion zustande kommen.

Ein weite­res »media­les« Problem tritt auf, wenn die Kommu­ni­ka­tion über mehrere Stufen statt­fin­det. Dabei kann es zu Verfäl­schun­gen der Infor­ma­tion kommen, wenn jedes »Relais« die Infor­ma­tion neu formu­liert, statt sie im Origi­nal weiter­zu­ge­ben. Das bekannte Kinder­spiel »Stille Post« beruht darauf, und der Kaba­ret­tist Wolf­gang Neuss hat dazu ein gera­dezu klas­si­sches Beispiel mit seinem Sketch »Sonnen­fins­ter­nis« (auch: Dril­lich­ver­fins­te­rung) geschaffen:

Die Drillichverfinsterung

Der Oberst sagt zum Adju­tan­ten:
»Morgen früh ist eine Sonnen­fins­ter­nis, etwas, was nicht alle Tage passiert. Die Männer sollen im Dril­lich auf dem Kaser­nen­hof stehen und sich das seltene Schau­spiel anse­hen. Ich werde es ihnen erklä­ren. Falls es regnet, werden wir nichts sehen, dann sollen sie in die Sport­halle gehen.«


Diese einstu­fige Über­mitt­lung ist noch problem­los, aber was passiert bei den weite­ren Übermittlungsschritten?

Adju­tant zum Haupt­mann:
»Befehl vom Oberst. Morgen früh um neun ist eine Sonnen­fins­ter­nis. Wenn es regnet, kann man sie vom Kaser­nen­hof aus nicht sehen, dann findet sie im Dril­lich in der Sport­halle statt. Etwas, was nicht alle Tage passiert. Der Oberst wird’s erklä­ren, weil das Schau­spiel selten ist.«


Haupt­mann zum Leut­nant:
»Schau­spiel vom Oberst morgen früh neun Uhr im Dril­lich. Einwei­hung der Sonnen­fins­ter­nis in der Sport­halle. Der Oberst wird erklä­ren, warum es regnet. Sehr selten sowas!«


Leut­nant zum Feld­we­bel:
»Selte­ner Schau­spiel-Befehl: Morgen um neun wird der Oberst im Dril­lich die Sonne verfins­tern, wie es alle Tage passiert in der Sport­halle, wenn ein schö­ner Tag ist. Wenn’s regnet, Kasernenhof!«


Feld­we­bel zum Unter­of­fi­zier:
»Morgen um neun Verfins­te­rung des Oberst im Dril­lich wegen der Sonne. Wenn es in der Sport­halle regnet, was nicht alle Tage passiert, antre­ten auf’m Kaser­nen­hof! Soll­ten Schau­spie­ler dabei sein, sollen sie sich selten machen.«


Gespräch unter den Solda­ten:
»Haste schon gehört, wenn’s morgen regnet …«
»Ja, ick weeß, der Oberst will unser Dril­lich verfins­tern. Det dollste Ding: Wenn die Sonne keinen Hof hat, will er ihr einen machen. Schau­spie­ler sollen Selter bekom­men, typisch! Dann will er erklä­ren, warum er aus rein sport­li­chen Grün­den die Kaserne nicht mehr sehen kann. Schade, dass das nicht alle Tage passiert.«

Auf jeder Stufe der Über­mitt­lung wurde die Eingangs­in­for­ma­tion durch Verständ­nis- und Neufor­mu­lie­rungs­män­gel verän­dert. Die Ursa­chen können physisch (akus­tisch nicht rich­tig verstan­den), aber auch durch falsche Inter­pre­ta­tion der aufge­nom­me­nen Wörter entstan­den sein.

Wir brauchen gemeinsame Zeichen, um Inhalte zu kommunizieren

Das Medium und die Relais allein machen Kommu­ni­ka­tion nicht aus; zwischen den Kommu­ni­zie­ren­den muss auch Einver­neh­men über die verwen­de­ten »Zeichen« herrschen.

Eine Idee wird beim Sender mit Hilfe eines bestimm­ten Zeichen­vor­ra­tes in Infor­ma­tion umge­setzt und gelabt über einen Infor­ma­ti­ons­trä­ger zum Empfän­ger. Dieser setzt die empfan­ge­nen Infor­ma­tio­nen mit Hilfe seines Zeichen­vor­ra­tes in die ursprüng­li­che Idee um.

Als Zeichen­vor­rat (bei verba­ler Kommu­ni­ka­tion iden­tisch mit dem Wort­schatz) bezeich­net man die Spra­che, Frequenz, Schrift­zei­chen usw., die Sender und Empfän­ger verwen­den. Zur reibungs­lo­sen Kommu­ni­ka­tion ist es erfor­der­lich, dass der Empfän­ger die Zeichen des Senders versteht, also zumin­dest die verwen­de­ten Zeichen in beider Zeichen­vor­rat vorkommen.

Die Kommu­ni­ka­tion funk­tio­niert nicht, wenn die beiden Zeichen­vor­räte über­haupt keine Über­ein­stim­mun­gen aufwei­sen. Je größer die Schnitt­menge der Zeichen­vor­räte bei den Kommu­ni­ka­ti­ons­part­nern ist, desto reibungs­lo­ser ist die Kommunikation.

Wenn zwei Menschen mit total unter­schied­li­chen Sprach­kennt­nis­sen aufein­an­der tref­fen, versteht einer den ande­ren mit dem Hilfs­mit­tel Spra­che nicht. Diese totale Unter­schied­lich­keit der Zeichen­vor­räte ist jedoch das gerin­gere Übel in einem Kommu­ni­ka­ti­ons­kon­flikt, denn beide Teil­neh­mer erken­nen, dass sie nicht auf diese Weise mitein­an­der kommu­ni­zie­ren können. Mit Hilfe ande­rer Kommu­ni­ka­ti­ons­for­men wie z.B. Mimik und Gestik kann dennoch eine schmale Kommu­ni­ka­tion zustande kommen. Doch auch diese nonver­bale Kommu­ni­ka­tion kann zu Irri­ta­tio­nen führen, wenn glei­che Gesten unter­schied­li­che Bedeu­tung in verschie­de­nen Kultur­krei­sen haben. Auch Mimik und Gestik unter­lie­gen den Konven­tio­nen der Zeichenvorräte.

Bei teil­weise iden­ti­schen Zeichen­vor­rä­ten besteht die Möglich­keit, die unver­stan­de­nen Zeichen zu hinter­fra­gen – auch hier kommt es nicht zu gravie­ren­den Schwierigkeiten.

Echte Probleme treten auf, wenn die Zeichen­vor­räte weit­ge­hend glei­chen, einige glei­che Zeichen aber unter­schied­lich belegt sind. Dann inter­pre­tiert der Empfän­ger die erhal­tene Infor­ma­tion mit seiner (unzu­tref­fen­den) Deutung; Miss­ver­ständ­nisse sind dann unausweichlich.

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