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Modellbahn-Elektrotechnik

Weichen- und Signalantriebe

Die übli­che Vorrich­tung zum Bewe­gen der Weichen­zun­gen und Form­si­gna­len besteht aus zwei linear hinter­ein­an­der ange­ord­ne­ten Spulen. In den Spulen kann sich ein Weich­ei­sen­kern, der Anker, frei bewe­gen. Er ist mecha­nisch mit den beweg­li­chen Teilen der Weiche verbun­den. Dieselbe Tech­nik bewegt auch Formsignale.

Auf dieser Seite gibt es Tipps zur Ansteue­rung und zur Rück­mel­dung der Weichenstellung.

Puris­ten unter den Modell­bah­nern rümp­fen natür­lich die Nase über Doppel­spu­len-Antriebe zum Stel­len von Weichen und Signa­len. Hier gehört nach deren Meinung ein moto­ri­scher Antrieb hin, der die Bewe­gun­gen schön lang­sam, eben vorbild­ge­recht ablau­fen lässt. Zuge­ge­ben, bei Form­si­gna­len sieht es schon etwas eigen­wil­lig aus, wenn der Flügel oder die Scheibe ruck­ar­tig umge­stellt werden. Aber bei Weichen, deren Zungen jeden­falls in den klei­ne­ren Baugrö­ßen nur einen ganz gerin­gen Weg zurück­zu­le­gen haben, fällt es doch kaum auf, dass diese Bewe­gung mal eben so „Klack!“ erfolgt. Die Weichen­la­terne dreht auch sehr schnell – ja, das ist schon auffäl­li­ger, aber noch hinnehm­bar. Deshalb ist meiner unmaß­geb­li­chen Meinung nach gegen Doppel­spu­len­an­triebe im Weichen­ein­satz über­haupt nichts zu sagen.

Der Doppel­spu­len­an­trieb besteht aus zwei gegen­über­lie­gen­den Spulen mit gemein­sa­mem verkürz­ten Eisen­kern. Wird jene Spule von Strom durch­flos­sen, in der der Eisen­kern gerade nicht steckt, zieht sie ihn aus der ande­ren Spule heraus und in sich hinein. Damit stellt der Eisen­kern die Weiche um. Es reicht ein kurzer Strom­stoß, um die Weiche umzu­stel­len, denn die Weiche wird durch Feder­kraft in dieser Stel­lung gehal­ten. Wird anschlie­ßend die andere Spule von Strom durch­flos­sen, rutscht der Eisen­kern wieder in diese Spule und stellt die Weiche zurück. Auch hier­für reicht ein kurzer Strom­stoß aus.

Die Tatsa­che, dass ein kurzer Strom­stoß völlig ausrei­chend ist, nutzen die Herstel­ler zur Über­win­dung eines Handi­caps aus. Die Feder­kraft der Weichen­zunge muss über­wun­den werden, die die beweg­li­chen Teile der Weiche in der aktu­el­len Stel­lung behar­ren lässt, und dann sind da noch die Masse des Eisen­kerns und die Reibung der Umstell­me­cha­nik. Um das alles zu über­win­den, wird schon ein kräf­ti­ges Magnet­feld – sprich ein kräf­ti­ger Strom­fluss – benö­tigt. Aber hohe Ströme bedin­gen größere Leitungs­quer­schnitte, die den Weichen­an­trieb vergrö­ßern würden, was nicht im Sinne der Modell­bah­ner ist. So ein Weichen­an­trieb soll so klein und zier­lich wie nur möglich sein, um das Gesamt­bild der perfekt durch­ge­stal­te­ten Anlage nicht zu stören. Auch beim versenk­ten Einbau darf er nicht zu klobig sein.

Zur Lösung dieses Problems werden die Spulen der Weichen­an­triebe regel­mä­ßig auf das Heftigste über­las­tet. Da fließt ein Strom, den die Spule eigent­lich gar nicht verträgt – zumin­dest nicht für längere Zeit. Dieser Trick birgt natür­lich die Gefahr, dass die Spule durch­brennt, wenn er Strom­fluss (verse­hent­lich) anhält. Deshalb verfü­gen die moder­ne­ren Weichen­an­triebe über Endab­schal­tun­gen, das heißt, vom Anker wird auch ein im Antrieb inte­grier­ter Schal­ter betä­tigt, der den Strom­fluss unter­bricht, wenn die Weiche in ihrer Endstel­lung ange­kom­men ist. Deshalb kann man bei so ausge­stat­te­ten Weichen auch getrost den Finger auf dem Weichen­schal­ter lassen; es passiert nichts, denn der Strom­kreis ist dank des inter­nen Endab­schal­ters offen, bis die Weiche wieder umge­stellt wird.

Die Zube­hör­her­stel­ler haben Metho­den entwi­ckelt, um den Doppel­spu­len­an­trieb auszu­brem­sen. Dabei ist der der Anker nicht unmit­tel­bar mit dem Stell­draht verbun­den, sondern über eine Spiral­fe­der. Zudem läuft der Stell­draht durch einen Brems­zy­lin­der, der ihm nur lang­same Bewe­gun­gen erlaubt. Wech­selt der Anker von einer Spule in die andere, drückt oder dehnt er nur die Feder; der Stell­draht kann diese Bewe­gung nicht gleich mitma­chen. Die Feder holt oder schiebt den Stell­draht gegen den Wider­stand des Brems­zy­lin­ders lang­sam in die neue Position.

Die gedämpf­ten Antriebe sind für Form­si­gnale den unge­dämpf­ten immer vorzu­zie­hen und weni­ger aufwän­dig zu verbauen als ein moto­ri­scher Antrieb.

Rückmeldung

Es ist hilf­reich, am Stell­pult zu erken­nen, welche Lage die Zungen einer Weiche gerade haben. Dazu gibt es verschie­dene Möglichkeiten.

Im Zube­hör­an­ge­bot gibt es Weichen­schal­ter mit inte­grier­ter Kontroll­leuchte, doch häufig sind das keine echten Rück­mel­dun­gen, sondern sie zeigen nur an, welcher Taster zuletzt betä­tigt wurde. Ob die Weiche darauf­hin auch tatsäch­lich ihre Lage verän­dert hat, geht daraus nicht unbe­dingt hervor. Es kann ja vorkom­men, dass der Weichen­an­trieb wegen zu hoher Belas­tung des Gesamt­net­zes oder mecha­ni­scher Hemm­nisse seine Arbeit nicht korrekt verrich­ten konnte.

Eine wirk­li­che Lage­kon­trolle erhal­ten Sie nur, wenn irgend­ein Schal­ter an der Weiche abge­fragt werden kann.

Lagemeldung per integriertem oder mechanisch verbundenem Schalter

Für viele handels­üb­li­che Weichen­an­triebe gibt es inte­grierte oder nach­zu­rüs­tende Schal­ter, die vom Weichen­an­trieb mitge­nom­men werden. Zum univer­sel­len Aufrüs­ten der Schal­ter­aus­stat­tung an Weichen­an­trie­ben hat die Firma Herkat das so genannte Weichen­re­lais konstru­iert. Das ist ein ganz simp­ler doppel­ter Schiebe-Umschal­ter, der über einen Draht mit dem Hand­he­bel des Weichen­an­triebs verbun­den wird. Dieser Draht bewegt im Relais einen Schie­ber, welcher je nach Stel­lung der Weiche unter­schied­li­che Anschlüsse auf einem Plati­nen­stück­chen mitein­an­der verbin­det. Außer­halb der Modell­bahn­welt wird ein solcher Schal­ter Schleppre­lais genannt.

(Die Darstel­lung ist verein­facht mit direk­ten Verbin­dun­gen Schal­ter → Weichen­an­trieb. Für den tatsäch­li­chen Aufbau sind die Verbes­se­run­gen mittels Ring­lei­tung und Halb­welle zu empfehlen.)

Lagemeldung per integriertem oder mechanisch verbundenem Schalter

Für viele handels­üb­li­che Weichen­an­triebe gibt es inte­grierte oder nach­zu­rüs­tende Schal­ter, die vom Weichen­an­trieb mitge­nom­men werden. Zum univer­sel­len Aufrüs­ten der Schal­ter­aus­stat­tung an Weichen­an­trie­ben hat die Firma Herkat das so genannte Weichen­re­lais konstru­iert. Das ist ein ganz simp­ler doppel­ter Schiebe-Umschal­ter, der über einen Draht mit dem Hand­he­bel des Weichen­an­triebs verbun­den wird. Dieser Draht bewegt im Relais einen Schie­ber, welcher je nach Stel­lung der Weiche unter­schied­li­che Anschlüsse auf einem Plati­nen­stück­chen mitein­an­der verbin­det. Außer­halb der Modell­bahn­welt wird ein solcher Schal­ter Schleppre­lais genannt.

(Die Darstel­lung ist verein­facht mit direk­ten Verbin­dun­gen Schal­ter → Weichen­an­trieb. Für den tatsäch­li­chen Aufbau sind die nach­fol­gend beschrie­be­nen Verbes­se­run­gen zu empfehlen.)

Rück­mel­dung mit Herkats »Weichen­re­lais«

Schalten auf halber Welle

Weichen­an­triebe können sowohl mit Gleich­strom als auch mit Wech­sel­strom betrie­ben werden. Mit zwei Dioden lässt sich die übli­cher­weise zum Betrieb verwen­dete Wech­sel­span­nung in ihre beiden Phasen zerle­gen, jede Phase wird zu einem der beiden Weichen­schal­ter geführt und hinter den Weichen­schal­tern wieder mit der ande­ren Phase vereint. So führen nur noch eine Steu­er­lei­tung und ein gemein­sa­mer Rück­lei­ter zum Weichen­an­trieb. (Letz­te­rer lässt sich durch einen umlau­fen­den gemein­sa­men Rück­lei­ter, der alle Verbrau­cher auf der Anlage bedient, auch noch ener­gisch verkür­zen.)
Am Weichen­an­trieb wird die Doppel­di­ode noch einmal benö­tigt. Sie dröselt die über eine Leitung kommen­den Signale wieder auf und führt sie den beiden Spulen im Weichen­an­trieb gezielt zu. Eine solche Auftei­lung der Wech­sel­span­nung wird auch Halb­wel­len­steue­rung genannt.

Aus prak­ti­schen Erwä­gun­gen kommen keine einzel­nen Dioden zum Einsatz; für solche Zwecke hält die Indus­trie fertige Bauteile mit zwei inte­grier­ten Dioden bereit, wie in der Abbil­dung dargestellt.

Lagemeldung auf halber Welle

Die Halb­wel­len­me­thode ist auch nütz­lich für die Weichen­la­gen­rück­mel­dung mit Hilfe eines weichen­be­tä­tig­ten Schal­ter: Nach demsel­ben Prin­zip wird auch die Rück­mel­dung mit zwei Doppel­di­oden auf nur ein Kabel reduziert.

Lagemeldung per Endabschalter

Der Endab­schal­ter eignet sich hervor­ra­gend, ihn zur Weichen­la­gen-Rück­mel­dung anzuzapfen.

Der Schal­ter der Spule, in der der Anker gerade steckt, ist ausge­schal­tet. Der Schal­ter der gegen­über­lie­gen­den Spule jedoch ist geschlos­sen, hier kann durch eine paral­lel zum Schal­ter liegende Leucht­di­ode nebst Vorwi­der­stand (1 kΩ) ein gerin­ger Strom flie­ßen, ausrei­chend, um die LED leuch­ten zu lassen, aber zu schwach, um in der Spule ein ausrei­chend star­kes Magnet­feld aufzubauen.

Transistor als Lagemelder

Elegan­ter ist das Aufrüs­ten, wenn Sie densel­ben Trick anwen­den und die Spule mit dem geschlos­se­nen Endschal­ter anzap­fen, um einen Tran­sis­tor aufzusteuern.

Über den geschlos­se­nen Weichen­end­schal­ter und die Spule gelangt ein schwa­cher Strom zur Basis des Tran­sis­tors, womit an seinem Kollek­tor ein schalt­fä­hi­ges Poten­tial zur Auslö­sung weite­rer Akti­vi­tä­ten bereitsteht.

Wird die Weiche umge­legt, öffnet der Endschal­ter die Verbin­dung zur Basis dieses Tran­sis­tors, dafür aber schließt der gegen­über­lie­gende Endschal­ter und schal­tet den ande­ren Tran­sis­tor frei.

Damit sind Sie nicht auf die bloße Lage­mel­dung beschränkt, sondern können mit den Ausgangs­si­gna­len der Tran­sis­to­ren noch weitere Vorgänge auslö­sen, zum Beispiel bei abwei­sen­der Weichen­stel­lung ein Signal von Hp1 auf Hp2 umschalten.

Weichenstraßen

In einem Bahn­hof alle Weichen vom Einfahrt­gleis bis zum Ziel­gleis einzeln zu stel­len, kann Spaß machen, muss aber nicht. Einfa­cher ist es, mit einem Tasten­druck das Ziel­gleis zu bestim­men und alle Weichen stel­len sich passend ein.

Ein Beispiel soll zeigen, wie man in solchem Fall vorge­hen kann.

Für jedes der fünf Ziel­gleise exis­tiert ein Taster, der alle zwischen Einfahrt und Ziel­gleis liegen­den Weichen in die erfor­der­li­che Rich­tung schal­ten soll. Alle Eingangs- und Ausgangs­lei­tun­gen werden als Matrix kreuz­weise über­ein­an­der gezeich­net. Nun müssen die Kreu­zungs­stel­len gefun­den werden, an denen Ein- und Ausgänge zu verbin­den sind. An diesen Stel­len erfolgt aber nur dann eine direkte Verbin­dung, sofern einem Ausgang nicht mehr als ein Schal­ter zuge­ord­net ist, ansons­ten über eine Entkopp­lungs­di­ode. Die Pfeile weisen zu den Weichen­an­trie­ben; von denen aus geht es weiter zum Plus­pol der Span­nungs­ver­sor­gung für Magnetartikel.

Da hier­bei mehrere Weichen auf einmal gestellt werden, ist der Einsatz von Boos­ter-Konden­sa­to­ren drin­gend geboten.

Immer genügend »Saft« fürs Weichenstellen dank Weichenbooster

Sobald mehrere Weichen auf einmal gestellt werden müssen, kann es sein, dass der Trafo das nicht mehr schafft. Dage­gen hilft ein ganz simp­ler Trick.

Zunächst einmal ist es sinn­voll, die Trafo­span­nung gleich­zu­rich­ten und zu glät­ten, weil dabei die Effek­tiv­span­nung höher ist.

Dank der Gleich­span­nung können Sie jede Weiche mit einem reich­lich bemes­se­nen Konden­sa­tor (mindes­tens 470 μF, besser mehr) ausstat­ten, der sich bei offe­nem Weichen­schal­ter gemäch­lich über einen Wider­stand (mindes­tens 390 Ω) aufla­den kann (1). Wird der Weichen­schal­ter betä­tigt, schal­tet dann nicht die Versor­gungs­span­nung direkt, sondern das Reser­voir im Konden­sa­tor die Weiche um (2). So steht zum schlag­ar­ti­gen Schal­ten komplet­ter Weichen­stra­ßen stets genü­gend Ener­gie zur Verfügung.

Immer genügend »Saft« fürs Weichenstellen dank Weichenbooster

Sobald mehrere Weichen auf einmal gestellt werden müssen, kann es sein, dass der Trafo das nicht mehr schafft. Dage­gen hilft ein ganz simp­ler Trick.

Zunächst einmal ist es sinn­voll, die Trafo­span­nung gleich­zu­rich­ten und zu glät­ten, weil dabei die Effek­tiv­span­nung höher ist.

Dank der Gleich­span­nung können Sie jede Weiche mit einem reich­lich bemes­se­nen Konden­sa­tor (mindes­tens 470 μF, besser mehr) ausstat­ten, der sich bei offe­nem Weichen­schal­ter gemäch­lich über einen Wider­stand (mindes­tens 390 Ω) aufla­den kann (1). Wird der Weichen­schal­ter betä­tigt, schal­tet dann nicht die Versor­gungs­span­nung direkt, sondern das Reser­voir im Konden­sa­tor die Weiche um (2). So steht zum schlag­ar­ti­gen Schal­ten komplet­ter Weichen­stra­ßen stets genü­gend Ener­gie zur Verfügung.

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Prin­zip des Weichenboosters
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Simpelst zu realisieren