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Modellbahn-Elektrotechnik

Inte­grierte Schaltungen

Seit der Erfin­dung des Tran­sis­tors hat keine Entwick­lung im Elek­tro­nik-Bereich die Welt so verän­dert wie die inte­grier­ten Schal­tun­gen (inte­gra­ted circuit – IC). Mit dieser Tech­no­lo­gie, deren Möglich­kei­ten auch heute noch nicht ausge­reizt sind, ist man in der Lage, komplexe Schal­tun­gen mit tausen­den Elemen­ten auf einem winzi­gen Sili­zi­um­kris­tall unter­zu­brin­gen. Das ist nicht nur platz­spa­rend gegen­über dem Aufbau aus diskre­ten Einzel­bau­tei­len, sondern verein­facht auch die Konstruktion.

So ein IC ist in der land­läu­fi­gen Vorstel­lung ein klei­nes schwar­zes Plas­tik­teil mit seit­lich heraus ragen­den und nach unten abge­win­kel­ten Anschluss-„Beinchen“, genannt Pins. Das ist aber nur eine von vielen unter­schied­li­chen IC-Gehäu­se­for­men, wenn auch die verbrei­tetste. Sie wird als dual inline package bezeichnetund mit DIP oder DIL abgekürzt.

Neben dem DIL-Gehäuse gibt es die SIP- oder SIM-Gehäuse (single inline package, single inline module), bei denen die Pins in einer Reihe ange­ord­net sind, außer­dem die schon von den Tran­sis­to­ren bekann­ten TO- und SOT-Gehäuse sowie einige weitere spezi­elle Formen für Spezi­al­fas­sun­gen. Die Art des Gehäu­ses sagt wenig aus über die Funktion(en) des darin stecken­den Chips. Ohne Typen­ta­belle ist man hier total aufgeschmissen.

IC-Bezeichnungen

Der erste Eindruck ist verwir­rend ob deren Viel­falt. Ebenso beein­dru­ckend ist die Viel­falt von Bezeich­nun­gen: Timer-IC, OpAmp, Logik-Chips, TTL-Chips, C‑MOS, Linear-IC, Opto­kopp­ler, Flash-EPROMs und und und …

Manche IC sind univer­sell einsetz­bar, etli­che auf sehr spezi­elle Anwen­dun­gen beschränkt und inzwi­schen sogar solche, die spezi­ell für Modell­bahn­zwe­cke entwi­ckelt wurden.

Das wich­tigste Krite­rium zur Iden­ti­fi­ka­tion eines IC ist seine Nummer. Die wird in der Regel noch mit ein paar Buch­sta­ben garniert, doch das sind dann Herstel­ler- oder Vari­an­ten-Kenn­­zei­chen. IC mit glei­cher Nummer haben glei­che Funk­tio­nen. Bei der Vergabe der Nummer gibt es keiner­lei Ordnungs­kri­te­rien, IC mit ähnli­chen oder auf einan­der folgen­den Nummern müssen keiner­lei Ähnlich­keit in ihren Funk­tio­nen aufweisen.

Pin-Numme­rie­rung

Die Anschluss­bein­chen, Pins genannt, werden reihum nach folgen­dem Schema nummeriert:

An einer Schmal­seite des IC finden Sie eine halb­kreis­för­mige Vertie­fung. Wenn Sie den IC so halten, dass diese Markie­rung nach oben weist, liegt links davon Pin 1. Die weite­ren Pins werden nun entge­gen dem Uhrzei­ger­sinn durch­num­me­riert, so dass man rechts von der Markie­rung mit der höchs­ten Nummer wieder ankommt.

Selte­nere Markie­rungs­for­men sind eine kreis­för­mige Vertie­fung oder ein aufge­druck­ter Punkt unmit­tel­bar neben Pin 1. Die DIL-Gehäuse begeg­nen uns in der Regel mit 4, 6, 8, 14 oder 16 Pins. Es gibt auch noch größere, doch dabei handelt es sich dann um Spezia­lis­ten, die für unsere Zwecke selten von Belang sind.

In Schalt­plä­nen werden IC als Recht­ecke darge­stellt, deren Anschluss­lage der über­sicht­lichs­ten Darstel­lung folgt und nicht mit der tatsäch­li­chen Lage am Bauteil über­ein­stimmt. Die Pin-Nummern stehen neben den Anschluss­li­nien, sie Bild rechts.

Die Versor­gungs­an­schlüsse werden im Schalt­plan meist wegge­las­sen, weil selbstverständlich.

Vergleich der Darstel­lung im Origi­nal und Schaltplan

Der erste Eindruck der IC ist verwir­rend ob deren Viel­falt. Da gibt es welche, die die Span­nung regeln, andere wiederum spie­len Geräu­sche, Spra­che oder Melo­dien über einen Laut­spre­cher ab, wieder andere erset­zen diskrete Schal­tun­gen mit inter­es­san­ten zusätz­li­chen Features, und und und …

Ebenso beein­dru­ckend ist die Viel­falt von Bezeich­nun­gen: Timer-IC, OpAmp, Logik-Chips, TTL-Chips, C‑MOS, Linear-IC, Opto­kopp­ler, Flash-EPROMs und und und …

Am größ­ten ist die Viel­falt der Funk­tio­nen bei den Linear-IC. Eigent­lich ist die Bezeich­nung so zu deuten, dass auf einer Seite etwas hinein geschickt wird, dort „linear“ (was immer das auch bedeu­ten mag) bear­bei­tet wird und am ande­ren Ende in verän­der­ter Form wieder heraus kommt. Diese Klas­si­fi­zie­rung mag auch einmal zuge­trof­fen haben, doch mitt­ler­weile ist der Bereich „Linear-IC“ in den Kata­lo­gen ein Sammel­be­cken unter­schied­lichs­ter Schal­tun­gen für viele verschie­dene Zwecke. Die Palette reicht von Span­nungs­reg­lern über Präzi­si­ons­ti­mer, Lampen­d­im­mer und Opera­ti­ons­ver­stär­ker bis hin zu komplet­ten Tonfre­quenz-Verstär­ker­mo­du­len und Vogel­stim­men-Gene­ra­to­ren, und das ist nur eine ganz kleine, unre­prä­sen­ta­tive Auswahl.

Im Bereich der Logik­schal­tun­gen begeg­net man zwei unter­schied­li­chen Konstruk­ti­ons­prin­zi­pien: TTL und CMOS. TTL steht für Tran­sis­tor-Tran­sis­tor-Logik und stellt die Urform inte­grier­ter Logik­schal­tun­gen dar.

Spezi­ell für TTL ist zu beach­ten, dass sie sehr wähle­risch bei der Betriebs­span­nung sind. Sie hätten gern möglichst genau 5 V, eine Abwei­chung von ±10% wird gerade noch akzep­tiert, alles was unter 4,5 V liegt, führt zu Fehl­funk­tio­nen, über 5,5 V zur Zerstö­rung des Innen­le­bens! Da wir Modell­bah­ner ja haupt­säch­lich mit Betriebs­span­nun­gen von 9 V aufwärts zu tun haben, müssen bei der Verwen­dung von TTL-Schal­tun­gen beson­dere Maßnah­men getrof­fen werden, um die Kommu­ni­ka­tion zwischen den Kompo­nen­ten mit unter­schied­li­cher Betriebs­span­nung herzu­stel­len. Das erhöht den Schal­tungs­auf­wand, weshalb die TTL-Fami­lie nicht unbe­dingt die probate Lösung für uns ist und CMOS-Logik­schalk­tun­gen empfeh­lens­wer­ter sind.

Ein wich­ti­ger Punkt beim Umgang mit TTL ist die Notwen­dig­keit, unbe­nutzte Eingänge zu sichern, sprich dauer­haft mit Plus oder Minus (abhän­gig von der unter­schied­li­chen Funk­tion) zu verbin­den, um Störun­gen zu vermeiden.

Noch eine Beson­der­heit der TTL-Tech­nik soll hier erwähnt werden: der offene Kollek­tor. Übli­cher­weise werden intern an die Ausgänge einer Logik­schal­tung Pull-Wider­stände gelegt, um klare Span­nungs­ver­hält­nisse für die nach­fol­gende Schalt­stufe zu erzeu­gen. Einige TTL-Chips sind aber ohne diesen Zusatz ausge­führt, der Ausgang kommt also direkt und ohne Abzweig vom Kollek­tor des letz­ten Tran­sis­tors im »Gatter«. (Der Begriff Gatter kenn­zeich­net jeweils eine in sich geschlos­sene Schal­tung, deren es fast immer mehrere in einem IC gibt.) Diese Sonder­form ist für spezi­elle Anwen­dun­gen vorge­se­hen und eben­falls nur durch einen Blick in die Typen­liste erkennbar.

TTL-Chips verfü­gen über eine annä­hernd syste­ma­ti­sche Typen­be­zeich­nung, die in der Regel mit dem Buch­sta­ben­paar SN beginnt und von einer vier- oder fünf­stel­li­gen Zahl gefolgt wird, deren erste Ziffern 74 lauten. Die Funk­tion des Chips ergibt sich anhand einer Typen­ta­belle aus den folgen­den Ziffern. Eine Unter­art der TTL-Chips ist die Gruppe der Low Power Schottky Chips. Sie erken­nen Sie daran, dass die Ziffern­kom­bi­na­tion durch die Buch­sta­ben LS unter­bro­chen ist. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hier um beson­ders verbrauchs­güns­tige Ausfüh­run­gen, was den logi­schen Schluss zulässt, dass die norma­len SN74xx vergleichs­weise Strom­fres­ser sind. Schottky-TTL und Normal­ty­pen sind bei glei­cher Endnum­mer voll kompa­ti­bel, können also belie­big gegen­ein­an­der ausge­tauscht werden (z.B. SN7401 gegen SN74LS01).

Wie üblich, gibt es auch hier wieder Ausnah­men, nicht jeder SN ist ein TTL, auch einige CMOS-Typen begin­nen mit diesen Buch­sta­ben, dann aller­dings nicht mit der Zahl 74 kombiniert.

Eine für Modell­bah­ner wesent­lich besser ange­passte IC-Fami­lie sind die CMOS-IC (CMOS = Comple­men­tary Metal Oxide Semi­con­duc­tor = Komple­men­täre Metall-Oxid-Halb­lei­ter). Sie besit­zen gegen­über den TTL-Typen einige erheb­li­che Vorteile. So zeich­nen sie sich durch beson­ders nied­ri­gen Strom­ver­brauch aus. Für uns Modell­bah­ner beson­ders erfreu­lich ist ihre Versor­gungs­span­nung, die zwischen 3 und 15 V liegen darf, womit sie also für unsere Stan­dard-Versor­gung von 12 bis 14 V ohne beson­dere Anpas­sun­gen hervor­ra­gend zu gebrau­chen sind.

Ein »Nach­teil« darf aller­dings nicht verschwie­gen werden: CMOS sind echte Sensi­bel­chen gegen­über stati­scher Aufla­dung. So eine stati­sche Span­nungs­ent­la­dung kann leicht zur Zerstö­rung eines solchen Bausteins führen. Deshalb werden CMOS-IC auch immer in elek­trisch leiten­den Pols­tern verwahrt, die für eine dauernde gegen­sei­tige Entla­dung der Kontakte sorgen. Beim Verar­bei­ten soll­ten Sie entspre­chende Vorsicht walten lassen und niemals unge­schützt die Pins berüh­ren. Sicher­heits­be­wusste Profis erden sich selbst mit einer spezi­el­len Manschette, die über ein Kabel mit der Wasser­lei­tung oder dem Schutz­lei­ter des Strom­net­zes verbun­den wird. (Ein persön­li­cher Hinweis: Ich habe in meiner lang­jäh­ri­gen Praxis als Elek­tro­nik-Bast­ler schon etli­che CMOS-Bausteine verar­bei­tet, war dabei nie geer­det und habe dennoch bisher nicht einen Chip durch stati­sche Elek­tri­zi­tät zerschossen.)

Ein weite­res Argu­ment von Elek­tro­nik-Freaks gegen CMOS-Bausteine ist ihre Lang­sam­keit. Zuge­ge­ben, TTL arbei­ten schnel­ler, doch der Unter­schied kommt nur in der Compu­ter­tech­nik zum Tragen, für unsere Belange ist selbst der lang­samste CMOS noch schnell genug.

Auch CMOS-IC sind in DIL-Gehäuse einge­baut. Die CMOS-Logik-IC der Stan­dard-Version verfü­gen über keinen Kenn­buch­sta­ben, sondern nur eine vier- oder selten fünf­stel­lige Zahl, die meist mit der Ziffer 4 beginnt. CMOS-Tech­nik ist aber im Gegen­satz zu TTL nicht auf Logik-IC beschränkt, sondern findet sich in quasi allen Anwen­dungs­be­rei­chen wieder. Zahl­rei­che Linear-IC gibt es neben der herkömm­li­chen Stan­dard-Vari­ante auch als CMOS-Version.

Im Logik-Bereich decken Funk­tio­nen von TTL und CMOS häufig den selben Anwen­dungs­be­reich ab. Lassen Sie sich aber von dieser Paral­le­li­tät nicht täuschen! Sie sind nicht in allen Fällen Pin-kompa­ti­bel! Der Austausch eines TTL-Chips gegen sein CMOS-Pendant ist also nicht so einfach möglich. Ein Blick in die Tabel­len­werke verhü­tet Über­ra­schun­gen. Rein tech­nisch ist dieser Austausch möglich, weil die Betriebs­span­nung eines TTL-Chips inner­halb des für CMOS gülti­gen Span­nungs­be­reichs liegt. Umge­kehrt ist der Austausch schon riskan­ter, denn auf CMOS abge­stellte Schal­tun­gen sind nur höchst selten sauber auf die für TTL benö­tigte Span­nung eingerichtet.

Es gibt dann noch die so genann­ten High Speed CMOS. Sie sind quasi das Pendant zu den Schottky-Typen bei TTL und nähern sich mit ihrer Geschwin­dig­keit dem TTL-Stan­dard an, während die Schott­kys den Strom­ver­brauch von TTL an das CMOS-Niveau brin­gen sollen. Die Zuord­nung der Pins in diesen Baustei­nen orien­tiert sich an den TTL-Baustei­nen, sodass sie voll kompa­ti­bel zu den TTL mit glei­cher Endnum­mer sind, aber nicht zu ihren CMOS-Brüdern! Das alles auch noch auf Kosten der Betriebs­span­nung, die hier TTL-ähnlich auf einen Bereich von 2 bis 6 V einge­grenzt ist.

Diese Unter­art erken­nen Sie an Typen­num­mern, die nach dem Schema 74HCxx oder 74HCTxx aufge­baut sind. Inter­es­sant können diese Typen als SMD-Version in Schal­tun­gen für das Faller car system sein, wo es auf gerin­gen Span­nungs­be­darf ankommt. Für Normal­an­wen­dun­gen bleibt es bei meiner schon ausge­spro­che­nen Empfeh­lung für CMOS.

Ich gebe es zu, er ist mein beson­de­rer Lieb­ling unter den inte­grier­ten Schal­tun­gen, der NE 555. Dieses Teil ist für uns als Modell­bah­ner einfach wie geschaf­fen – obwohl seine Entwick­ler ganz andere Zwecke im Auge hatten. Aber er ist ein Univer­sal-IC mit viel­fäl­ti­gen Funk­tio­nen, was ihn für den Einsatz in verschie­dens­ten Berei­chen präde­sti­niert, eben auch im Modellbau.

NE 555 ermög­licht Vari­an­ten von Kipp­schal­tun­gen, und das in einem klei­nen Plas­tik­käst­chen von nicht mal einem Quadrat­zen­ti­me­ter Fläche mit acht Bein­chen unten dran. In Kata­lo­gen und Typen­lis­ten finden Sie ihn unter der Bezeich­nung „Multi­ti­mer“ oder „Univer­sal­ti­mer“, doch diese Spezia­li­sie­rung wird dem Winz­ling nicht gerecht.

NE 555 und seine Doppel­ver­sion NE 556

Zieht man von den acht Pins die zwei für die Strom­ver­sor­gung ab, blei­ben ganze sechs Funk­ti­ons­an­schlüsse, um diese Aufga­ben­viel­falt zu bewäl­ti­gen. Beim NE 555 ist der Anschluss für nega­ti­ves Versor­gungs­po­ten­tial unty­pisch auf Pin 1 und nicht diago­nal gegen­über dem posi­ti­ven Anschluss!

NE 555 arbei­tet mit Betriebs­span­nun­gen zwischen 4,5 und 16 V, unser bevor­zug­ter Span­nungs­be­reich in der Modellbahnelek­tronik liegt also inner­halb der Tole­ranz. Unter­halb dieses Span­nungs­be­reichs arbei­tet er auch noch, doch nicht unbe­dingt störungssicher.

Für nied­ri­gere Betriebs­span­nun­gen gibt es aber eine CMOS-Version mit der Bezeich­nung ICM 7555.

Der Ausgang an Pin 3 liefert zwei verschie­dene Schalt­zu­stände, indem er entwe­der posi­ti­ves oder nega­ti­ves Versor­gungs­po­ten­tial durch­reicht. Der Ausgang gilt als gesetzt, wenn er posi­tiv ist. Mit 200 mA ist er eini­ger­ma­ßen gut belast­bar, das reicht für einige LED oder Lämp­chen, nur beim Ansteu­ern von Magnet­ar­ti­keln wird eine Verstär­ker­stufe benö­tigt; dafür genügt ein einsa­mer Leistungstransistor.

Neben dem NE 555 gibt es die verdop­pelte Version NE 556 im DIL14-Gehäuse, die zwei komplette 555er in einem Chip verei­nigt. NE 556 erleich­tert das Schal­tungs­de­sign, wenn zwei 555er in einer Schal­tung benö­tigt werden.

NE 555 als Flipflop

Die simpelste Kipp­schal­tung erklärt die wesent­li­chen Funk­tio­nen des NE 555.

Unge­setzt liefert der Ausgang (Pin 3) nega­ti­ves Poten­tial. Getrig­gert wird nega­tiv an Pin 2 (Set); das veran­lasst den Ausgang, von Minus auf Plus zu sprin­gen. Trig­gern Sie Pin 4 (Reset), fällt der Ausgang auf nega­ti­ves Poten­tial zurück.

Der Reset-Anschluss genießt Prio­ri­tät gegen­über dem Set-Anschluss. Nur wenn an Pin 4 posi­tive oder gar keine Span­nung anliegt, lässt sich das Flip­flop setzen, eine in gewis­sen Situa­tio­nen durch­aus nütz­li­che Eigenschaft.

Alles was unter 1/​3 der Betriebs­span­nung ist, gilt als nega­tiv. Alles was ober­halb von 2/​3 der Betriebs­span­nung liegt, wird als posi­tiv ange­se­hen. Simpel und leicht zu rech­nen. Proble­ma­tisch wird es nur in dem Bereich zwischen 1/​3 und 2/​3, das ist eine Grau­zone, in der man nicht sicher vorher­sa­gen kann, wie der IC reagiert. In den für Modell­bahn­zwe­cke übli­chen Anwen­dun­gen gibt es derar­tige Zwei­fels­fälle jedoch nicht.

Die Fähig­keit des 555, auf Eingangs­po­ten­tiale über 2/​3 und unter 1/​3 der Versor­gungs­span­nung mit einem knall­har­ten Umschal­ten am Ausgang zu reagie­ren, ist vergleich­bar einem Schmitt-Trig­ger. Der Bereich zwischen den klar defi­nier­ten Pegeln ist die für Schmitt-Trig­ger typi­sche Hysterese.

NE 555 als Monoflop

Die beim Flip­flop beschrie­be­nen Schalt­schwel­len erlau­ben auch Konden­sa­tor-Lade­zu­stände zum Schal­ten heranzuziehen.

Pin 6 ist eigent­lich eben­falls ein Trig­ger-Eingang. Im Gegen­satz zu den beiden ande­ren Trig­ger-Anschlüs­sen wird er posi­tiv getrig­gert, also mit Span­nun­gen ober­halb von 2/​3 der Betriebs­span­nung. Er ist der posi­tive Reset-Eingang.

Pin 2 trig­gert wie beim Flip­flop, Pin 6 über­wacht die Lade­span­nung des Konden­sa­tors. Über­schrei­tet sie die Schalt­schwelle von 2/​3, setzt Pin 6 das Mono­flop zurück.

Das allein würde aber noch nicht ausrei­chen, der Konden­sa­tor muss in der Nega­tiv­phase auch entla­den werden, sonst klappt es mit dem nächs­ten Trig­gern nicht. Hier kommt Pin 7 ins Spiel, der nichts weiter ist als der offene Kollek­tor-Anschluss eines inter­nen NPN-Tran­sis­tors. Dieser sperrt, wenn Pin 3 posi­tiv ist, und leitet, wenn Pin 3 nega­tiv ist.

Das bedeu­tet, dass bei unge­setz­tem Mono­flop der Konden­sa­tor nicht aufla­den kann, denn über Pin 7 ist er kurz­ge­schlos­sen. Erst wenn das Mono­flop gesetzt wird, sperrt der Entla­de­an­schluss und der Konden­sa­tor kann über den Lade­wi­der­stand aufge­la­den werden.

Die Verweil­zeit dieses Mono­flops berech­net Sie nach der Formel: t = 1,1 ⋅ C ⋅ R.

Nachtriggerbares Monoflop

Norma­ler­weise ist dieses Mono­flop nicht nach­trig­ger­bar. Während der Verweil­zeit können an Pin 2 belie­big viele nega­tive Impulse ankom­men, das Mono­flop schert sich darum nicht. Es bleibt so lange gesetzt, bis Pin 6 regis­triert, dass der Konden­sa­tor seine 2/​3 Lade­span­nung erreicht hat oder an Pin 4 ein Reset-Impuls ankommt.

Es gibt aber einen Trick, um die Verweil­zeit dennoch immer wieder neu anlau­fen zu lassen, wenn Pin 2 getrig­gert wird. Sie müssen nur dafür sorgen, dass der Konden­sa­tor bei jedem Trig­gern entla­den wird! Dafür gibt es aber leider keine interne Möglich­keit, hier müssen Sie sich mit einem extern dazu geschal­te­ten NPN-Tran­sis­tor behelfen.

Der Start­im­puls muss in dieser Schal­tung posi­tiv sein, weil er von T1 inver­tiert wird!

NE 555 als Oszillator

Man kann den NE 555 auch sich selbst über­las­sen, damit er stän­dig hin und her schaltet.

Wird statt der direk­ten Verbin­dung des Mono­flops zwischen den Pins 6 und 7 ein Wider­stand geschal­tet, sorgt der dafür, dass sich der Konden­sa­tor nicht schlag­ar­tig entlädt, wenn Pin 6 den Befehl zum Rück­set­zen gibt, sondern langsam.

Die beiden gegen­sätz­li­chen Detek­to­ren Pin 2 und Pin 6 liegen gemein­sam direkt an der Anode des Konden­sa­tors. Wenn sich der Konden­sa­tor entlädt, unter­schrei­tet er irgend­wann die für Pin 2 kriti­sche Grenze von 1/​3 der Betriebs­span­nung, was Pin 2 veran­lasst, das interne Flip­flop zu setzen. Damit sperrt der Tran­sis­tor hinter Pin 7, so dass sich der Konden­sa­tor wieder aufla­den kann, aller­dings nur bis zu 2/​3 der Betriebs­span­nung. Dann schal­tet Pin 6 wieder auf Reset und der Zyklus geht aufs Neue los.

NE 555 als Oszil­la­tor, rechts mit symme­tri­schen Phasen
Formel zur Berech­nung der Frequenz

R2 wird in dieser Formel doppelt berück­sich­tigt. Das liegt daran, dass dieser Wider­stand sowohl am Lade­vor­gang als auch am Entla­de­vor­gang betei­ligt ist, während R1 nur beim Laden eine Rolle spielt.

Daraus folgt, dass die Schwin­gung nicht symme­trisch ist, die Lade­zeit, also Ausgang posi­tiv, dauert länger als die Entla­de­zeit, während der der Ausgang nega­tiv ist. Kommt es Ihnen auf eine symme­tri­sche Schwin­gung an, können Sie diese sehr einfach dadurch erzeu­gen, dass Sie beide Wider­stände gleich groß wählen, aber R2 in Lade­rich­tung mit einer Diode über­brü­cken (Bild oben rechts). Damit sind beide Teile des Zyklus nur von je einem der beiden Wider­stände abhän­gig. Mit der Diode schaf­fen Sie es auch, die Lade­zeit kürzer als die Entla­de­zeit einzu­stel­len, was ohne diesen Kunst­griff nicht möglich wäre.

Mit »Logik-Gatter« bezeich­nen Elek­tro­ni­ker eine Schal­tung, die nach den Logik-Geset­zen der Infor­ma­tik funk­tio­niert. Logik-Gatter werden in Schalt­plä­nen als ein Bauteil betrach­tet und mit dem Kenn­buch­sta­ben N bezeich­net. Zur Darstel­lung von Logik­gat­tern in Schalt­plä­nen kommen Block­sym­bole zum Einsatz, mit denen sich das Zusam­men­wir­ken logi­scher Gatter einfa­cher und verständ­li­cher darstel­len lässt. Bei der Durch­num­me­rie­rung geht man aller­dings nicht wie bei diskre­ten Bautei­len von links oben nach rechts unten vor, sondern fasst in einem Gehäuse befind­li­che Gatter in einem Nummern­kreis zusam­men. N1 bis N4 sind dann zum Beispiel vier UND-Schal­tun­gen im Gehäuse von IC1, N5 bis N8 vier NOR-Schal­tun­gen in IC2 usw.

Leider hat es bei den Block­sym­bo­len mit der inter­na­tio­na­len Normung wieder mal nicht geklappt, sodass Sie in Schalt­plä­nen aus Über­see (und die meis­ten Typen­blät­ter werden einfach von den hiesi­gen Vertrei­bern im Origi­nal über­nom­men) auf unter­schied­li­che Symbole tref­fen. Verschärft wird das Problem noch durch eine neue, angeb­lich inter­na­tio­nale Norm mit der Bezeich­nung IEC, die sich aber gegen­über der alten DIN-Fassung nie so rich­tig durch­set­zen konnte. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Während die alten Symbole wirk­lich durch ihr Symbol, also ihre grafi­sche Darstel­lung, zu unter­schei­den sind, muss man zum Begrei­fen der einheit­lich recht­ecki­gen IEC-Symbole erst mal den Inhalt lesen und daraus die Funk­tion ablei­ten. Sicher, die Bedeu­tung der IEC-Symbole erschließt sich auch Nicht­fach­leu­ten durch Inter­pre­ta­tion der mathe­ma­ti­schen Symbole in den Käst­chen, während die alten Symbole erst gelernt werden müssen. Doch lesen solche Symbole in der Regel Fach­leute, denen auch zu lernende unter­schied­li­che Symbole nach kurzer Zeit eingän­gi­ger sind als optisch schwe­rer zu unter­schei­dende. Eine kurze Nach­frage bei Visua­li­sie­rungs­fach­leu­ten hätte der Exper­ten-Kommis­sion, die die neuen Symbole verbro­chen hat, sicher schnell vor Augen geführt (sic!), dass sich diese Pseudo-Symbole nie so recht durch­set­zen werden. (Mir liegt ein Buch vor, in dem vorn auf 17 Seiten die Vorteile der IEC-Symbole erläu­tert werden, doch erstaun­li­cher Weise tauchen im Rest des Buches fast durch­gän­gig US-Symbole auf!)

Als hier­zu­lande gebräuch­lich kann man immer noch die alten DIN-Symbole anse­hen, leich­ter zu erken­nen sind sie auch.

Allen Vari­an­ten ist gemein­sam, dass ein klei­ner Kreis für eine Inver­tie­rung des Schalt­zu­stan­des sorgt. Diese Ergän­zung kann sowohl am Eingang als auch am Ausgang des eigent­li­chen Symbols stehen.

In den Sieb­zi­ger-Jahren des vori­gen Jahr­hun­derts wurde die Mengen­lehre als Einstieg in die Grund­schul­ma­the­ma­tik benutzt. Ein sehr untaug­li­ches Vorha­ben, das dann auch schnell wieder aufge­ge­ben wurde. Seit­her haftet der Mengen­lehre und der mit ihr eng verbun­de­nen Boole­schen Alge­bra ein Ruf der Unse­rio­si­tät an, den beide nicht verdient haben.

Für das Verständ­nis des Zusam­men­wir­kens von Logik­schal­tun­gen ist die Boole­sche Alge­bra unver­zicht­bar. Selbst Weichen­stra­ßen lassen sich mit Booles Hilfe in mathe­ma­ti­sche Formeln fassen!

Das Stich­wort Weichen­stra­ßen gibt schon den konkre­ten Hinweis: Schalt­al­ge­bra beschäf­tigt sich mit Netz­wer­ken von Schal­tern. In dem Augen­blick, da bestimmte Bedin­gun­gen in einem Netz­werk mehr­fach, aber an unter­schied­li­chen Stel­len auftre­ten, hilft die Schalt­al­ge­bra, dieses Netz­werk zu verein­fa­chen. Ich möchte Sie hier aber gar nicht mit allen Details dieser Wissen­schaft lang­wei­len, nur die wich­tigs­ten Regeln erläu­tern, die Ihnen beim Entwurf einer Logik­schal­tung weiter­hel­fen können.

In der Boole­schen Alge­bra erhält die UND-Verknüp­fung das Rechen­zei­chen ·. Das sieht wie ein Multi­pli­ka­ti­ons­zei­chen aus und hat auch eine gewisse Verwandt­schaft in seinen opera­ti­ven Auswir­kun­gen. Wenn wir uns mit dieser Verknüp­fung eine Wahr­heits­ta­belle anle­gen, wird die Ähnlich­keit zur Multi­pli­ka­tion deutlich.

Wahr­heits­ta­belle UND

Der Inver­ter hat eine ganz simple Wahr­heits­ta­belle, denn er hat nur einen Eingang, dessen Signal immer dem Eingangs­si­gnal entge­gen­ge­setzt ist.

Wahr­heits­ta­belle Inverter

Das Hinter­ein­an­der­schal­ten von UND und Inver­ter ergibt nun wiederum eine (interne) UND-Verknüp­fung, das Ergeb­nis ist das inver­tierte UND = NAND.

In jeder Ergeb­nis-Zelle der UND-Tabelle wird durch den nach­ge­schal­te­ten Inver­ter das Ergeb­nis in sein Gegen­teil verkehrt.

Wahr­heits­ta­belle NAND
AND und INV hinter­ein­an­der = NAND

Das Pendant zur UND-Verknüp­fung ist ODER (OR), das sich eben­falls durch einen nach­ge­schal­te­ten Inver­ter ins NOR umwan­deln lässt

Wahr­heits­ta­belle ODER
Wahr­heits­ta­belle NOR
OR und INV hinter­ein­an­der = NOR

Diese Kombi­na­tion funk­tio­niert auch in der Gegen­rich­tung: Ein NAND-Gatter mit nach­ge­schal­te­tem Inver­ter wird wieder zum UND-Gatter, ein NOR-Gatter mit nach­ge­schal­te­tem Inver­ter zu ODER.

Doppelte Inver­tie­rung

Und was nützt es dem Modellbahner?

Der prak­ti­sche Nutzen der Schalt­al­ge­bra erschließt sich, wenn man weiß, dass Logik­gat­ter meist »sorten­rein« zu viert in einem 14-Pin-IC auftre­ten. Brauchte man für eine Schal­tung zwei verschie­dene Gatter, müsste man zwei IC mit je drei unge­nutz­ten Gattern verwen­den. Mit Hilfe der Schalt­al­ge­bra können Sie aus über­zäh­li­gen Gattern eines Chips andere Gatter emulie­ren und so eine Viel­zahl von Chips durch einige wenige ablösen.

Da jede NAND- und NOR-Schal­tung bereits intern einen Inver­ter enthält, funk­tio­niert ein simp­ler Kurz­schluss der beiden Eingänge NOR- oder NAND-Gatter zum einfa­chen Inver­ter um! Wenn Sie also z.B. für eine Schal­tung ein NAND- und ein UND-Gatter benö­ti­gen, müssen Sie dazu keine zwei Chips vorse­hen, es reicht ein Chip mit vier NAND-Gattern; eines davon setzen Sie auch direkt als solches ein, für das benö­tigte UND-Gatter nehmen Sie ein weite­res NAND-Gatter, dessen Ausgangs­si­gnal Sie an beide Eingänge eines drit­ten NAND-Gatters führen und so am Ausgang des drit­ten Gatters die UND-Infor­ma­tion erhalten.

Das ist doch schon mal eine Erleich­te­rung – und alles dank logi­scher Berech­nung. Aber es kommt noch besser. Dazu müssen wir aller­dings ein wenig tiefer in die Verknüp­fungs­lehre der Boole­schen Alge­bra einsteigen.

NAND und kurz­ge­schlos­se­nes NAND erge­ben UND, NOR und kurz­ge­schlos­se­nes NOR erge­ben ODER

1+1=1

In der Logik gibt es aber keinen Wert, der größer als 1 ist, denn 1 steht für WAHR, und wahrer als wahr geht nun mal nicht. Wenn beide Eingänge einer ODER-Verknüp­fung wahr sind, ist eben auch der Ausgang wahr; in die Boole­sche Alge­bra über­tra­gen heißt das 1+1=1.

Verwir­rend, aber logisch, wenn man die Hinter­gründe erst mal kennt.

Umgangs­sprach­lich gehen wir mit dem Wort »oder« recht schlam­pig um, denn es kann dabei zwei grund­ver­schie­dene Bedeu­tun­gen haben. Betrach­ten Sie bitte folgende Aussagen:

1: »Ich werde losge­hen, wenn ich den Zug höre oder sehe.«
2: »Der Zug fährt von Gleis 2 oder von Gleis 5 ab.«

In beiden Aussa­gen kommt das Wort »oder« vor, doch in unter­schied­li­cher Bedeu­tung. In der ersten habe ich die Möglich­keit, den Zug zuerst zu hören oder ihn zuerst zu sehen. Es besteht aber auch die Möglich­keit, dass ich ihn zugleich höre und sehe. In allen drei Fällen werde ich losge­hen. Auf die Schalt­al­ge­bra über­tra­gen heißt das, die Bedin­gung des ODER-Gatters ist erfüllt, wenn der Zug zu sehen ist oder zu hören ist oder beides gleichzeitig.

In der zwei­ten Aussage dage­gen markiert das »oder« eine zwin­gende Alter­na­tive. Der Zug kann nur von einem der beiden Gleise abfahren.

Eine Eingangs­in­for­ma­tion, die beide Gleise als WAHR kenn­zeich­net, kann nur UNWAHR sein! Wir haben es hier mit einem exklu­si­ven ODER zu tun, auch als EXOR bezeich­net, inver­tiert EXNOR. 

Weitergehende Substitutionen

In der Boole­schen Alge­bra muss man gele­gent­lich umden­ken, und nun kommt es ganz abstrus, dennoch nütz­lich für Elek­tro­nik-Baste­leien mit Logik-Gattern.

In der Schule haben wir alle es im Mathe-Unter­richt gelernt: »Punkt­rech­nung kommt vor Strich­rech­nung!« Multi­pli­ka­tion und Divi­sion sind Addi­tion und Subtrak­tion über­ge­ord­net. In der Boole­schen Alge­bra dage­gen herrscht Gleich­be­rech­ti­gung. Es ist egal, ob Sie in einer komple­xen Formel erst die UND- und dann die ODER-Verknüp­fun­gen lösen oder umge­kehrt oder wild durch­ein­an­der. Die Klam­mer in der Formel A + (B · C) lässt sich in (A+B) · (A+C) auflö­sen, ebenso wie aus A · (B + C) ein (A · B) + (B · C) wird.

An dieser Stelle muss noch eine Defi­ni­tion einge­führt werden: Inver­tierte Werte werden durch einen Apostroph oder Über­strich gekenn­zeich­net. (Da Über­strich in Websei­ten nicht funk­tio­niert, hier also Apostroph.)

A’ ist ein inver­tier­tes A. Die Formel (A · B)’ steht für eine NAND-Verknüpfung.

Nehmen wir nun einmal folgen­den, nicht unbe­dingt selte­nen Fall an: Sie benö­ti­gen in einer Schal­tung ein einzi­ges UND-Gatter. An ande­rer Stelle der selben Schal­tung haben Sie von den vier NOR-Gattern eines ande­ren Chips eben­falls nur einen im Einsatz. Damit hätten Sie beide IC mit 75% Schwund auf der Platine. Das muss nicht sein, und die Boole­sche Alge­bra hilft auch hier.

Es gibt da nämlich eine wunder­same Regel, die besagt, dass in einem Term alle Elemente negiert werden können, wenn zugleich der gesamte Term negiert und die Verknüp­fung ausge­tauscht werden. Als Formel ausge­drückt heißt das

A · B = (A’ + B’)’

Opera­to­ren­tausch mittels Invertierung

Setzen wir die Formel in eine Schal­tung um, so lassen sich alle benö­tig­ten Funk­tio­nen ausschließ­lich durch NOR-Gatter reali­sie­ren. Ein NOR-Gatter benö­ti­gen wir für die schon erwähnte eigent­li­che NOR-Verknüp­fung. Zwei weitere miss­brau­chen wir als Inver­ter für die Eingänge der UND-Funk­tion, deren Ausgangs­si­gnale leiten wir zu den Eingän­gen des noch verblie­be­nen vier­ten NOR-Gatters – fertig! Ein IC voll ausge­las­tet, zwei­ter IC wird nicht benötigt.

Diese Formel lässt sich nun – wie aus der herkömm­li­chen Alge­bra gewohnt, noch­mals komplett inver­tie­ren („mit ‑1 malneh­men“), wobei sich auf der rech­ten Seite der Glei­chung die beiden Inver­tie­run­gen aufhe­ben. Wir erhal­ten damit

(A · B)’ = A’ + B’

Ein NAND-Gatter ersetzt also die ODER-Funk­tion für zwei inver­tierte Eingangssignale.

Auch umge­kehrt funk­tio­niert das Ganze:

A + B = (A’ · B’)’

(A + B)’ = A’ · B’

Mit diesem Wissen wird Ihnen nun sicher auch so manche auf den ersten Blick irri­tie­rende Gatter-Kombi­na­tion in irgend welchen Schal­tungs­vor­la­gen klar. In solchen Fällen wurde der Ökono­mie der Vorzug vor der 1:1‑Umsetzung von Logik-Funk­tio­nen gegeben.

Einige weitere typi­sche Substi­tu­tio­nen zur Schal­tungs-Ökono­mie; erster Ansatz: Wich­tig ist, am Ende nur Gatter einer Sorte zu erhalten. 

Schaltalgebra und Weichenstraßen

Damit lassen sich auch Abläufe in Weichen­stra­ßen hervor­ra­gend erfas­sen und schal­tungs­tech­nisch umset­zen wie in diesem simp­len Beispiel:

Ein solcher Gleis­ab­schnitt dürfte in dieser oder ähnli­cher Form auf diver­sen Modell­bahn­an­la­gen exis­tie­ren. Ein Neben­bahn­gleis mündet in die doppel­glei­sige Haupt­stre­cke. [Die Bezeich­nun­gen der Gleise und Weichen stim­men nicht mit der EBO über­ein, aber dafür lassen sie sich leich­ter in eine alge­bra­ische Formel übernehmen.]

Wer die Betriebs­si­cher­heit wich­tig nimmt, wird dafür sorgen, dass ein Zug nur unter ganz bestimm­ten Bedin­gun­gen von Gleis A der Neben­bahn auf Gleis C der Haupt­bahn kann: Weder auf Gleis B noch auf Gleis C darf Verkehr herrschen.

Diese Bedin­gung auf Logik umge­setzt ergibt: Das Signal Q darf nur dann Freie Fahrt zeigen, wenn auf Gleis B kein Verkehr herrscht UND auf Gleis C eben­falls kein Verkehr herrscht. Kurz: Q ist WAHR, wenn NICHT B UND NICHT C.

Oder als Formel: Q = B’ · C’

Wir benö­ti­gen also zur Reali­sie­rung dieser Bedin­gung zwei Inver­ter und ein UND-Gatter. So etwas hatten wir schon:

B’ · C’ = (B + C)’

Diese Bedin­gung lässt sich also einfach mit einem NOR-Gatter erfas­sen. Und damit ist auch der empi­ri­sche Beweis für die Rich­tig­keit der Formel erbracht. Q ist NICHT WAHR, wenn B oder C; lang­text­lich: Das Signal Q darf NICHT Freie Fahrt zeigen, wenn auf Gleis B ODER auf Gleis C Betrieb ist.

links CMOS, rechts die vergleich­ba­ren TTL
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