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Modellbahn-Elektrotechnik

Widerstände

Der Wider­stand ist nicht nur eine elek­tri­sche Größe, sondern begeg­net uns als Bauteil, mit dem genau defi­nierte Wider­stands­werte in eine Schal­tung einge­bracht werden können, z. B. für die Begre­nung eines Stromflusses.

Widerstände: bunt bedruckte Röllchen

Rätsel­ra­ten berei­tet Neuein­stei­gern regel­mä­ßig die bunte Bedruckung der Klein­leis­tungs-Wider­stände, die verschlüs­selt angibt, wie hoch der Wider­stands­wert ist. Man hat sich bei der Indus­trie für diese kodierte Darstel­lung entschie­den, weil ein Klar­text-Aufdruck nur schwer erkenn­bar wäre.

Weil auf der gerin­gen Größe eines Wider­stands die Werte nicht gut lesbar im Klar­text aufzu­brin­gen sind, bedient man sich einer Farbcodierung.

Diese besteht aus vier oder fünf hinter­ein­an­der liegen­den Ringen, von denen einer der beiden außen liegen­den entwe­der etwas brei­ter oder von den ande­ren etwas abge­setzt ist. Damit wird die Lese­rich­tung klar: Der so betonte Ring ist der letzte. Die ande­ren drei oder vier sind die wich­ti­gen, der letzte Ring gibt bloß den Tole­ranz­wert für die genannte Größe an, der vorletzte die Zehner­po­tenz für die davor stehen­den als Zahlen zu lesen­den Ringe.

Die Werte der Ringe sind hinter­ein­an­der zu lesen; die Farb­folge gelb, violett, rot, silber steht somit für gelb = 4, violett = 7, rot = 2 Nullen, also 4700 = 4,7 kΩ, der silberne letzte Ring signa­li­siert eine maxi­male Abwei­chung von 10% von diesem Nenn­wert. Auf einer Baugröße von ½ Watt – da sind die Wider­stands­kör­per schon über einen Zenti­me­ter lang – und höher kommen auch Klar­text-Aufdru­cke vor.

Für Einstei­ger ins Metier sind zwei Hilfs­mit­tel zu empfehlen:

  • die »Wider­stands­uhr«, auf der sich die Farben einstel­len und die Werte able­sen lassen, und
  • eine Wider­stands-Bestim­mungs-App (das Netz ist voll mit diver­sen Vari­an­ten), die ebenso arbei­tet wie die Karton­va­ri­ante, nur eben virtuell.

Nach eini­ger Zeit der Beschäf­ti­gung mit Elek­tro­nik werden Sie beide ebenso wenig benö­ti­gen wie die Tabel­len hier, aber für den Start sind sie doch hilfreich.

Die Farb­codes auf Widerständen
Wider­stands-Symbol in Schaltplänen
Beispiel­hafte Wider­stands-Farb­codes, links für Tole­ranz E24, rechts für Tole­ranz E12 und E6

Toleranzen

Elek­tri­sche Bauteile sind selten so genau wie der ange­ge­bene Wert vermu­ten lässt. Indus­tri­elle Anwen­dun­gen erfor­dern keine über­trie­bene Genau­ig­keit. Abwei­chun­gen von 20% vom Nenn­wert machen sich da häufig gar nicht sonder­lich bemerk­bar. Deshalb bedeu­tet die Angabe von 1 kΩ auf einem Wider­stand mit 10% Tole­ranz, dass der tatsäch­li­che Wert irgendwo zwischen 900 Ω und 1,1 kΩ liegt. Auch wir Modell­bah­ner nehmen es nicht so genau, uns reichen die von der Indus­trie vorge­ge­ben Tole­ran­zen völlig aus.

Belastbarkeit

Die Frage, bis zu welcher Leis­tung (respek­tive Strom­stärke) ein Wider­stand einsetz­bar ist, darf nicht vernach­läs­sigt werden. Verkraf­tet er nur eine geringe Leis­tung, wird aber mit einem zu star­ken Strom­fluss konfron­tiert, „raucht er mal eben weg“. Mit dem Ohmschen Gesetz (Seite 123) ermit­teln Sie, welche Leis­tung ein bestimm­ter Wider­stand bei einer bestimm­ten Span­nung zu verkraf­ten hat. Leis­tung und Baugröße sind bei Wider­stän­den direkt propor­tio­nal; so erken­nen Sie in der Regel an der Größe, was so ein Wider­stand verkraf­ten kann. Für elek­tro­ni­sche Zwecke übli­che Achtel-Watt-Wider­stände sind unge­fähr einen halben Zenti­me­ter lang und zwei bis drei Milli­me­ter im Durchmesser.

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Verschie­dene Wider­stands­bau­for­men, ganz oben 1/​8 W, darun­ter 1/​4 W, oben rechts SMD-Type

Verstellbare Widerstände

Neben Wider­stän­den mit festen Werten gibt es noch solche, bei denen der Wider­stand vom Anwen­der verän­dert werden kann. Verän­der­bare Wider­stände (Poten­tio­me­ter, kurz Poti genannt) findet man in der Modell­bahn-Tech­nik sehr häufig, vornehm­lich bei Elektronik-Anwendungen.

Tech­nisch gese­hen handelt es sich dabei um ein Basis­ma­te­rial mit einem ganz bestimm­ten Wider­stand, auf dem ein Schlei­fer ange­ord­net ist, der Kontakt an unter­schied­li­chen Stel­len herstel­len kann. Je länger das Wider­stands­ma­te­rial zu durch­flie­ßen ist, desto höher wirkt sich der Wider­stand für den Strom­fluss insge­samt aus. Grei­fen Sie also mit dem Schlei­fer kurz hinter der Einspei­sung ab, ist der Wider­stand gerin­ger als wenn Sie das am entge­gen­ge­setz­ten Ende tun.

Die meist verwen­de­ten einstell­ba­ren Wider­stände sind rund aufge­baut; der Schlei­fer lässt sich über die Mittel­achse verdre­hen (Dreh­po­tis). Dane­ben gibt es noch solche in gestreck­ter Bauform (Schie­be­po­tis), die eher in der Audio- und Video­tech­nik zum Einsatz kommen. Die Wider­stands­werte sind gene­rell im Klar­text auf dem Gehäuse aufge­druckt. Von den drei Anschlüs­sen ist der mitt­lere mit dem Schlei­fer verbun­den, die beiden äuße­ren mit den beiden Enden der Widerstandsbahn.

Auch bei den Potis ist nach Leis­tungs­klas­sen zu unter­schei­den. Bei hoch­be­last­ba­ren Potis ist ein Wider­stands­draht auf einen Kera­mik­kör­per gewi­ckelt, an dem der Schlei­fer von Windung zu Windung rutscht. Klein­leis­tungs­po­tis sind deut­lich klei­ner und besit­zen als Wider­stands­ma­te­rial eine auf Kunst­stoff aufge­dampfte Schicht, über die sich der Schlei­fer bewegt. Mit ihnen ist eine wesent­lich feinere Einstel­lung möglich. Für beson­ders präzise Zwecke exis­tie­ren auch noch Potis, in denen mittels einer Schne­cke der Schlei­fer auf einer gera­den Wider­stands­bahn sehr exakt bewegt werden kann. Aber das sind Einsatz­zwe­cke, die im Modell­bau nie vorkommen.

Je nach Einsatz­zweck unter­schei­den wir Potis, die stän­dig verän­dert werden müssen (z.B. am Fahr­ge­rät) und solche, die einmal fest einge­stellt (abge­stimmt, getrimmt) werden und dann mit dieser Einstel­lung ihren Dienst tun.

In der Leis­tungs­klasse ist der Träger­kör­per eines Trimm­po­tis gestreckt und mit Wider­stands­draht umwi­ckelt; eine Klemme lässt sich an der gewünsch­ten Stelle fest­schrau­ben. Klein­leis­tungs­trimm­po­tis dage­gen sind ähnlich aufge­baut wir perma­nent verstell­bare, doch statt per Achse lassen sich ihre Schlei­fer nur mit einem Schrau­ben­dre­her verstellen.

Verschie­dene Poti-Typen: links Funk­ti­ons­mo­delle Kohle­poti (A) und Draht­poti (B), Poti für Durch­steck­mon­tage im Gehäuse ©, rechts Potis für Plati­nen­mon­tage mit Anschlüs­sen im Lochrasterabstand
Symbole für Poti (oben) und Trimm­poti (unten) als verstell­ba­rer Wider­stand in Schaltplänen
wie vor in »korrek­ter« Darstel­lung der Anschlüsse
mit zusätz­li­chem Abgriff am Schlei­fer (Poten­tio­me­ter­schal­tung)

Die Schalt­p­lan­dar­stel­lung von verstell­ba­ren Wider­stän­den ist nicht korrekt, denn der Abgriff erfolgt an einem Ende und am Schlei­fer. Es gibt zudem eine Beschal­tung mit Abgriff an allen drei Anschlüs­sen, wenn der Poti als Span­nungs­tei­ler einge­setzt wird. Der Name Poten­tio­me­ter leitet sich von dieser Funk­tion ab.

Veränderliche Widerstände

Schließ­lich gibt es auch noch verän­der­li­che Wider­stände, deren Wert sich nicht durch unser akti­ves Eingrei­fen ändert, sondern auf Grund äuße­rer Umstände. Sehr häufig begeg­nen uns tempe­ra­tur­ab­hän­gige Wider­stände, also solche bei denen die übli­che Erhö­hung des Wider­stands bei stei­gen­der Tempe­ra­tur noch verstärkt wurde (PTC-Wider­stand), oder solche, bei denen der Tempe­ra­tur­ko­ef­fi­zi­ent nega­tiv ist, deren Wert sich also bei stei­gen­der Tempe­ra­tur verrin­gert (NTC-Wider­stand). Diese Wider­stände sind immer dort zu finden, wo es um konstante oder begrenzte Tempe­ra­tu­ren geht. Eine elek­tro­ni­sche Schal­tung, die von so einem Wider­stand gesteu­ert wird, reagiert auf unzu­läs­sig starke Tempe­ra­tur­än­de­run­gen. Im Modell­bau­be­reich kommen sie nur äußerst selten zum Einsatz.

Auch licht­emp­find­li­che Wider­stände exis­tie­ren, werden jedoch selten prak­tisch einge­setzt, weil Foto-Halb­lei­ter wesent­lich besser zu hand­ha­ben sind.